Windige Tage

Natürlich muss Peter auf den MONT VENTOUX. Wenn schon nicht mit dem Fahrrad, dann zumindest motorisiert. Lange zieht sich die Straße den Schreckensberg der Radfahrer bei der Tour de France hinauf, erst noch im Schatten der Nadelbäume, dann in der erbarmungslosen Hitze des Schutthügels. Das erste Dopingopfer ließ kurz unterhalb des Gipfels sein Leben.

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Rundumblick vom Mont Ventoux

Die geschäftige Ebene der Rhone lassen wir schnell hinter uns. Nach den fast windstillen Tagen beginnt der Mistral wieder zu blasen. Er wird an Stärke zunehmen und uns die nächsten Tage gut durchschütteln. SAINT-MARTIN-D`ARDÈCHE ist das Eingangstor zur grandiosen Schlucht. Der erste Parkplatz mit Panormablick bietet sich für eine ruhige Übernachtung geradezu an. Nachdem die Insassen der letzten Touristenbusse und –autos genug geschaut haben, herrscht absolute Stille. Der klare Sternenhimmel wacht über uns; Venus, Jupiter und Mars stehen in einer Reihe.

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Saint-Martin-d’Ardèche

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Blick vom Badezimmer auf die Ardèche

Früh am nächsten Morgen fahren wir los. Noch kein Auto und Bus ist unterwegs. Der Fluss liegt noch im Schatten, doch die steilen Wände leuchten schon in der Sonne. Den Abschluss der grandiosen Landschaft bildet die LE PONT D’ARC, eine natürliche Brücke über den Fluss.

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Leider ist LABEAUME für Wohnmobile gesperrt. So muss ein kurzer fussläufiger Abstecher in die mondäne Ortschaft reichen und ein anderer Platz für die Übernachtung gesucht und gefunden werden.

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Labeaume

Entlang der engen Schlucht der LA BEAUME suchen wir einen Stellplatz für die Nacht. Erst kurz vor dem COL DE MEYRAND, auch ein Flugberg, finden wir diesen, etwa geschützt vor dem heftigen Mistral. Die Wolken zeigen gut die Turbulenzen, an Fliegen ist bei dem Waschmaschinenprogramm in der Luft nicht im Entferntesten zu denken. Ab und zu schwankt unser Dicker in den heftigen Winden. Wir fühlen uns wie in einem Boot auf hoher See. Der Mistral beschert uns am nächsten Tag einen farbenfrohen Sonnenaufgang. Wir können nur wieder einmal staunen…

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Den COL DE MEYRAND lassen wir rechts liegen, das Fliegen geht auch heute nicht. Kilometer um Kilometer windet sich die Straße kurvenreich durch die Kastanienwälder. Allein die Jäger sind schon wieder unterwegs. SAINT-LAURENT-LES-BAINS, ein eigenwilliges Bad irgendwo im Nirgendwo, VILLEFORT, GÈNOLAC und viele andere Ortschaften ziehen an uns vorbei. Irgendwann lädt ein Bach mit vielen großen runden Steinen zum Verweilen ein. Aber irgendwie wollen wir nur aus diesen Wäldern heraus.

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Nach FLORAC schlängelt sich die Straße hinauf zum CORNICHE DE CÉVENNES. Hier reicht der Blick wieder über viele Hügelketten. Den ersten Parkplatz müssen wir leider wieder verlassen; im Naturschutzgebiet ist das Übernachten verboten. Bei einem nächsten Platz spring unser Dicker wieder nicht an: der alte Anlasser? Doch dann überlegt er es sich wieder und springt an. Vielleicht ist er nur ein eigenwilliger und störrischer Esel, der uns damit sagen will, dass wir nicht jeden Tag so weit fahren sollen.

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Die endlosen Wälder der Cevenen

Nach LE POMPIDOU nutzen wir einen viel besuchten und großen Parkplatz mit Aussicht. Der Mistral treibt die Wolken über uns hinweg und schüttelt unseren Dicken und uns wieder gehörig durch. Morgen soll sich der Nordwind wieder beruhigen, es wäre der vierte Tag. Ob er sich daran hält? Die Sonne geht bei einem strahlend blauen Himmel auf und der Mistral ist über Nacht tatsächlich eingeschlafen.

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Ob unser Dicker heute noch störrisch ist? Ja, und wie. Jetzt will er gar nicht mehr. Und dann verlassen uns die „Serviceleister“. Erst der vom 1A Service. Nach vier Stunden und einigen Rückfragen erklären sie uns, dass der französische Partner uns leider nicht abschleppen darf da wir uns auf einer Privatstraße befinden. Wir sollten die Polizei verständigen. Hilfsbereite Franzosen vor Ort halten das für unmöglich. Also erinnern wir uns an Volkswagen. Auch hier erhalten wir erst nach vier Stunden und Rückfragen eine Auskunft. VW in Frankreich sieht sich nicht in der Lage uns zu helfen, da der Service in Deutschland nicht durch VW erfolgte. Auch nicht gegen Bezahlung. Na prima. Zumindest bekommen wir eine Telefonnummer. Drei Franzosen, die gerade Picknicken, übernehmen das Telefonieren. Es ist mittlerweile später Nachmittag. Also doch einen Versuch wagen, den Dicken anzuschieben? Die Franzosen helfen uns und siehe da, der Motor läuft wieder. Hätten wir schon früher wagen sollen. In ALÈS ist der nächste Service, etwa 50 km entfernt. Der Chef ist sehr hilfsbereit. Schnell ist klar, dass der Anlasser nicht mehr zu reparieren ist. Am Dienstag nächster Woche ist das Ersatzteil hier. So parken wir im Industriegelände vor der Werkstatt und haben drei geruhsame Tage vor uns.

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Wir hatten schon lautere Übernachtungsplätze

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Ein Gedanke zu “Windige Tage

  1. Na immerhin kann ich da mal sagen: „Da war ich auch schon!“ ;P
    Ich hoffe ihr genießt die Ruhe des Industriegebiets am Wochenende und könnt bald weiter ziehen, durch Flusstäler und über Stock und Stein – dann hoffentlich mit intaktem Anlasser und bravem Dicken, der euch anstandslos an eure Ziele bringt. Grüßt das Beaum-Tal schön von mir und schickt uns ein bisschen von eurer Sonne 🙂

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