Wir bleiben noch einen Tag am Strand von NAZARÉ, da wir immer noch nicht genug von den Wellen und Künsten der Surfer haben. Am nächsten Tag zieht es uns weiter in den Süden. Das Landesinnere sparen wir uns für die Heimfahrt oder für einen neuen Besuch auf. Die Sonne ist uns wieder mit 15 Grad holt, nur der Ostwind legt gut zu. Peter besichtigt einige Fluggebiete, auf die er sich freute, um im laminaren Seewind zu soaren. Hierfür bräuchte er den eigentlich hier vorherrschenden Westwind; was gut an der Vegetation sichtbar ist. Doch seit wir in Spanien die Küste erreicht haben, bläst der Wind aus Süd oder Ost. Müssen wir halt auch aus diesem Grund wiederkommen. Zum Ausgleich fotografiert er jede hereinkommende Welle, so kommen 350 Fotos zu Stande. Zu Zeiten der analogen Fotografie wäre der halbe Urlaubsvorrat an Agfa CT 18 Filmen verbraucht gewesen. Heute ist der Speicher groß genug, vorausgesetzt er funktioniert, und es hilft die Mülleimertaste. Und dank der Fotobearbeitung können schiefe Horizonte ausgerichtet, der Ausschnitt gewählt, die Unterbelichtung aufgehellt, der Weißabgleich von Kunstlicht auf Sonne korrigiert werden usw. Ihr seht, man braucht eigentlich gar nicht mehr fotografieren, es geht (fast) alles am Computer. Sind wir wirklich in Portugal?
So allmählich hält bei Frühling hier Einzug, überall leuchten uns die Blumen entgegen. Und am Wegesrand ist die tiefe Religiosität der Portugiesen sichtbar; die Mutter Gottes lächelt spitzbübisch dazu.
Nun machen wir doch einen kleinen Schlenker in das Landesinnere nach OBIDOS . Der uralte Ort, die Kelten sollen ihn bereits im 3. Jh. v. Chr. gegründet haben, hat sich für den Tourismus herausgeputzt. Die Häuser sind leuchtend weiß, die Blumen ranken sich empor und die Palmen wedeln im Wind. Peter probiert Mohrenköpfe, die man nicht mehr so nennen darf, aber dennoch gut schmecken, und den hier überall angebotenen Kirschlikör aus einem essbaren Schokoladenbecher. Natürlich muss Peter auf der noch vollständig erhaltenen Mauer die Stadt umrunden. Als wir die Stadt verlassen, stehen Hunderte von Portugiesen an, um Eintrittskarten für einen Weihnachtsmarkt zu erstehen.
Unser weiterer Weg ist gesäumt von ein Vielzahl prächtiger Villen, Golfplätzen, eleganten Hotels. Staunten wir bisher schon über die vielen Neubauten, von denen auch viele leer stehen, so ist das hier noch eine Steigerung. Wo nur all das Geld herkommt, in dem doch recht armen Portugal? Ein guter Verdienst soll bei 900,- € im Monat liegen, die Arbeitslosenquote liegt bei 20 % und junge Menschen haben wenig Chancen auf einen Beruf. Wir müssen Euch den Kontrast mal in einem der nächsten Artikel zeigen.
Nun müssen wir noch durch einen Ring von baulich nicht so gelungen Mehrfamilienhäusern. Doch wir haben es nicht mehr weit. Am Ortseingang von PENICHE führen Pisten zum Felsenriff PAPOA, auf dessen Klippen viele Angler stehen und ihr Glück versuchen. Angelockt durch unser altes Brot fotografiert Peter die Möwen. Ein weiterer Teil der Filme wird dabei verschossen, es sind diesmal aber nur 150 Fotos.
Wir tingeln wieder von Bucht zu Bucht, bleiben stehen wo es uns gefällt und flüchten vor den Touristenzentren, die, je näher Lissabon kommt, jetzt mehr werden. Doch immer wieder tun sich einsame und malerische Buchten auf. Die Landschaft hat sich verändert: den breiten Stränden folgt die Steilküste, immer wieder unterbrochen durch die Einschnitte der Flussmündungen. Und immer noch bläst der Ost- und der Südwind abwechselnd, doch immer heftig und schüttelt unseren Dicken in der Nacht gehörig durch. Um diesen Seegang an Land zu vermeiden, flüchten wir in den Schutz der Klippen. Dann schauen wir den Wellen zu, begleiten einen Hundertjährigen bei der Flucht vor seiner Geburtstagsfeier oder Veronika, wie sie das Leben entdeckt.