Wir wünschen Euch ein glückliches und gesundes Neues Jahr. Bestimmt verwirklicht sich der ein oder andere Wunsch, vielleicht wird auch ein Traum war. Oder es ist schon gut, wenn es so bleibt wie es ist. Wir möchten Euch auch in 2016 die kleinen Schönheiten dieser Welt zeigen und wir freuen uns, wenn Ihr weiter dabei seid.
In dem kleinen Städtchen MAFRA steht der gigantische und kalt wirkende Nationalpalast. „Dom Joao, Fünfter seines Namens in der königlichen Stammtafel, wird sich diese Nacht in das Zimmer seiner Gemahlin Dona Maria Ana Josefa begeben, die vor mehr als zwei Jahren aus Österreich kam, der portugiesischen Krone Infanten zu schenken, jedoch bis heute nicht schwanger wurde.“ So beginnt das Buch „Das Memorial“ von José Saramago, das die unsägliche Geschichte dieses Prachtbaus beschreibt. Ein Mönch versprach dem König Nachwuchs, wenn dieser ein Gelöbnis abgäbe, bei Erfolg einen Klosterpalast erbauen zu lassen. Das Ergebnis hieß Maria Bárbara und kostete 2 000 von 50 000 Arbeitern das Leben sowie dem Staat fast sein ganzes Vermögen. In dem Gebäude mit 4 000 Türen und Fenstern liegen die Gemächer des Königspaares 250 m auseinander, vielleicht auch ein Grund für das Nachwuchsproblem und vielleicht hat ja der Mönch … Aber nein.
In SINTRA befindet sich ein weiterer Nationalpalast mit zwei riesigen Küchenkaminen. Der Sommersitz der portugiesischen Aristokratie ist heute von den Tagesausflüglern aus Lissabon überschwemmt. Zudem sind die Gassen eng und die Schilder verbieten es unseren Dicken am Wegesrand stehen zu bleiben. So bleibt es bei der Durchfahrt und den Schnappschüssen der Küchenkamine und eines maurischen Brunnens.
Und dann geht es nicht mehr weiter nach Westen; mit dem CAPO DA ROCA ist der äußerste Punkt Europas in diese Richtung erreicht. Lyrischer, um bei der Literatur zu bleiben, formulierte es Luis de Cameos im 16. Jh.: „Aqui, onde a terra se acabe e o mar comeca“. (Hier wo die Erde endet und das Meer beginnt.) Wir können uns gerade noch die urkundliche Bestätigung unseres Besuchs verkneifen und fliehen vor der japanischen und sonstigen Invasion.
Wenn wir auf unserer bisherigen Reise auch viel Glück mit dem Wetter hatten, bei den geplanten Stadtbesichtigungen ist es meist trüb und regnerisch, auch hier in LISSABON. So erkunden wir fürs Erste einen möglichen Parkplatz. Der WOMO-Führer lotst uns zum TORRE DE BÉLEM, und tatsächlich stehen hier schon Wohnmobile. Der selbst ernannte Parkwächter weist uns ein, trotz mannigfaltiger Verbotsschilder, und möchte für die Übernachtung 3,- €. Da nun tatsächlich wieder der Regen einsetzt, machen wir erst einmal vorsichtigerweise eine Anzahlung von 1,- €. Nun nieselt es die Kleider durchnässend, also dreht Peter eine schnelle Fotorunde zum PADRAO DOS DESCOBRIMENTOS und dem Turm, man sieht sogar die Tropfen auf den Bildern, bevor wir wieder zurück in einen Vorort fahren.
Da Vodafone uns trotz einiger Anrufe bezüglich der Bandbreitenbeschränkung etwas im Stich gelassen hat, kehrt Peter bei der Goldenen Kochmütze ein, bringt die Elektronik wieder auf den aktuellen Stand und versorgt die daheim Gebliebenen mit Text und Bild, von ein paar Tassen Kaffee munter gehalten. (Das mit der Übertragungsgeschwindigkeit wird trotz vieler Zusagen zur fast unendlichen Geschichte mit gut und gerne zehn Anrufen und Versprechungen. So geht auch dieser Bericht erst heute raus, mit dem WiFi in einem Waschsalon).
Am FORTE DE AREEIRO tut sich ein kostenloser Parkplatz am Atlantik auf. Ab und zu gibt ein Streifen blauer Himmel etwas Hoffnung auf Sonne, doch die Freude ist meist kurz. So gucken wir auf das Meer, die im Dunst kaum sichtbare riesige PONTE DE 25 ABRIL und die von Wellen umtoste Insel mit dem FORTE DE SAO LOURENCO OU DO BUGIO, schauen den geschickten Surfern zu und faulenzen in den Abend hinein.
Wir kehren zu unserem Parkplatz in BELÈM zurück, wollen wir doch hier das Neue Jahr begrüßen. Doch zuerst machen wir uns auf in die Stadt. Unweit fährt die Tramlinie 15 in das Zentrum und tatsächlich kommt eines der uralten Wägelchen. Der Fahrer nimmt uns erst einmal 2,85 € für die Fahrt ab, bevor er uns hart arbeitend zur PRACA DO COMERCIO mitnimmt. Nachdem uns der fünfte freundliche Polizist den Weg zu einer Verkaufsstelle der Carris, dem Lissaboner Verkehrsunternehmen, zeigte, erstehen wir eine Tageskarte für 6,- €. Und schon beginnt unsere Tour durch die hügelige Stadt. Was sind da schon die sieben Hügel Roms im Vergleich zu den steilen Straßenschluchten Lissabons. Schwankend und ächzend geht es erst mit der Linie 25, dann mit der Linie 28, hinauf und hinab. An der Endstation müssen wir dann leider aussteigen und uns ans Ende der langen Schlange zur Rückfahrt einreihen. Mittlerweile merken wir wieder, dass wir nicht die Großstadtbummler sind. Deshalb ist die Fotoausbeute für die Kenner Lissabons doch recht dürftig. Wieder zurück auf dem großen Platz mit dem Siegestor, der sich gerade für die Sylvesterparty schick macht, bringt uns die Linie 15 zu unserem wohl behüteten Dicken. Da sich kurz vor dem Jahreswechsel viele Portugiesen einfinden, vermuten wir, einen guten Platz für das Feuerwerk gefunden zu haben. Und tatsächlich können wir den Lichterzauber an beiden Ufern des Tejos gut sehen. Rasch verzieht sich die Menge und, wer uns kennt wird es verstehen, wir können zeitig ins Bett.
Bereits um 8 Uhr stehen die ersten japanischen Touristen um uns herum, Europa muss in wenigen Tagen erobert werden. Drohend schwarze Wolken türmen sich über der Hängebrücke, der Wind hat sich über Nacht zum Sturm entwickelt. Peters Rollertour durch die Stadt muss auf besseres Wetter warten; vielleicht wenn wir in Richtung Heimat fahren. Aber jetzt geht es erst einmal weiter in den Süden dem Frühling entgegen. Nach einigem Suchen finden wir auch die Auffahrt zu der gigantischen PONTE 25 DE ABRIL. Der Wind, die Höhe von 70 m über dem Wasser, die Spannweite von 2 000 m und die Lochgitter in der Fahrbahn, man sieht den Tejo direkt unter sich, machen die Überfahrt etwas schauerlich. Die Abfahrt zur Christusstatue verpassen wir. So fahren wir auf direkten Weg den LAGOA DE ALBUFEIRA an, der uns prompt gefällt. Erste Surfer und Kiter sind bereits auf dem flachen Gewässer unterwegs. Meist Regen und wenig Sonne wechseln sich bei dem weiterhin stürmischen Wind ab; den Wassersportlern scheint es gleich, woher die Nässe kommt.
Aus den Pinienwäldern rund um den See kommen wir hinauf zur kleinen Hochfläche des CABO ESPICHEL. Nur zwei Gebäude ragen hervor: der Leuchtturm und die Wallfahrtskirche NOSSA SENHORA DO COBO. In besseren Zeiten besuchte die Königsfamilie jedes Jahr den malerischen Ort. Die Gegend ist geschaffen, wie für einen Western. Die einfache Kirche mit den zugemauerten Pilgerunterkünften, die Büsche und der Staub. Zur Stimmung fehlt jetzt nur noch das Lied vom Tod und Charles Bronson, der um die Ecke reitet.
Danke für euere guten Wünsche für das Jahr 2016. Ich wünsche euch Gesundheit, alles Gute und weiterhin Freude an eueren Reisen. Bei uns liegt momentan noch ein wenig Schnee. Die Temperaturen sind knapp über dem Gefrierpunkt. Mich zieht es derzeit nicht in die Ferne. Dass ihr allerdings dem Winter entgeht, finde ich schon beneidenswert (wobei es ja bei uns nicht sooo kalt ist – könnte ja durchaus schlimmer sein). Eis und Schnee sind einfach nicht mein Ding – ich liebe den Frühling! Und der scheint ja bei euch an der einen oder anderen Ecke schon da zu sein. Genießt ihn!!
Viele Grüße Ursula
LikeLike