Auf Wiedersehen Portugal

Die Schönwetterperiode geht wieder einmal zu Ende, Himmel und Landschaft sind grau. Etwas zögerlich verlassen wir BRAGANҪA, wohl wissend, der Grenze nach Spanien und der Heimat immer näher zu kommen. Das spricht für die Schönheit Portugals. Obwohl der Frühling uns wieder verlassen hat und das Wetter oft tagelang sich von der regnerischen Seite zeigte, hat es uns hier gut gefallen. Nichtsdestotrotz rollen wir nach MIRANDA DO DOURO, das wir vorerst links liegen lassen. Etwas weiter nördlicher treffen wir bei der einsamen Kapelle SÃO JOÃO DAS ARRIBAS unseren alten Bekannten, den RIO DOURO wieder. Hier hat er sich tief in das Gestein eingegraben, ein richtiger Canyon hat sich gebildet. Uralte Steinwälle ziehen sich durch die Landschaft, heute ohne Nutzen, alleine schön anzusehen sind sie, wie sie den Konturen folgen.

Am Morgen sind wir in Nebel eingehüllt, der jedoch schnell von der Sonne aufgefressen wird. In MIRANDA DO DOURO dampfen die Häuser bereits in der Wärme. Wir drehen eine Abschiedsrunde in dem noch schlafenden Ort, bevor wir „Até breve, Portugal!“ sagen. Die Straße führt über den Staudamm des RIO DUERO, wie unser Begleiter in Spanien nun heißt. Die Landschaft durchziehen unendliche Steinwälle, über die sich nun die Wolken malerisch auftürmen. Der Horizont reicht weit über die Weizenfelder und Rebflächen, kaum lässt sich ein Hügel blicken.

In ZAMORA, dem „Museum der Romanik“ sehen wir am RIO DUERO den Anglern bei ihrer Sonntagsbeschäftigung zu, das eher ein Wurmbaden ist. In MORALES DE TORO erspähen wir einen Storch auf einem Kirchturm und kommen bei der Suche nach dem Gotteshaus gerade in eine Prozession; heute ist Palmsonntag. Ohrenbetäubend laut und, selbst für unsere Ohren, immer ein wenig am richtigen Ton vorbei trompetend, marschieren rot gekleidete und mit spitzen Kapuzen verhüllte Gestalten an uns vorbei. Dahinter tragen Männer den Esel reitenden Jesus auf ihren Schultern. Hier hat die Kirche wohl so manchen heidnischen Brauch für sich vereinnahmt.

Nach den fantastischen Bergen lädt uns die flache Landschaft nicht zum Verweilen ein. Erst in TORDESILLAS finden wir gegenüber dem geschichtsträchtigen Ort am Strandbad ein herrliches Fleckchen zum Stehen. Am 7. Juni 1494 teilten hier Portugal und Spanien mit dem Segen des Papstes Alexander VI. die Welt auf. Kolumbus hatte Amerika für Spanien entdeckt, die Portugiesen das afrikanische Kap der Guten Hoffnung umschifft. Unverfroren, andere Staaten fragten sie erst mal gar nicht, zogen sie eine imaginäre Linie von Nord nach Süd. Die westlichen Länder sollten Spanien gehören, die östlichen Portugal. So wurde der Südamerikanische Kontinent geteilt, die Brasilianer sprechen heute noch portugiesisch, die westlichen Länder spanisch.

Wir folgen weiter dem weiten Tal des RIO DUERO, riesige Rebflächen mit prächtigen Weingütern und unendliche Weizenfelder prägen weiter die flache Landschaft. Dazwischen liegen verstreut verlassene und verfallene Dörfer. Sonne, Wolken und Regen wechseln sich ständig ab, so bringen wir heute viele Kilometer hinter uns. Nur beim eigenartigen CASTELLO DE PEÑAFIEL legen wir eine Rast ein. Diese Burg aus dem 10. Jh. ist 211 Meter lang und nur 23 Meter breit. Da heute Montag ist, bleibt einzig der Blick von außen. Irgendwo an der Straße nach BURGOS nutzen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages und verbringen die Nacht in völliger Ruhe, beschienen vom fast vollen Mond.

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