Bergtouren rund um den Lo Zingaro

Nach den vielen und eindrucksvollen von Menschenhand geschaffenen Kunstwerken und Monumenten zieht es uns wieder zu den von der Natur geschaffenen Schönheiten. Ein, allerdings vergängliches, Naturschaupiel erleben wir bereits am Morgen kurz nach Tagesbeginn. Sonne und Regenwolken kämpfen am Himmel um die Vorherrschaft und schaffen dabei einen riesigen doppelten Regenbogen. Gleich machen wir uns auf den Weg zum Goldschatz.

Den finden wir nahe des arabisch anmuteten Städtchens SAN VITO LA CAPO rund um den  Nationalpark: RISERVA NATURALE ORIENTATA DELLO ZINGARO. Ursprünglich sollte die Autobahn von PALERMO nach TRABANI entsprechend der Pläne der Ingenieure den kürzesten Weg zwischen CASTELLAMARE DEL GOLFO und SAN VITO LA CAPO nehmen. Dies hätte jedoch einen der schönsten Küstenabschnitte Siziliens, mit einer einzigartigen Pflanzenwelt, seinen Zauber genommen. Die Zerstörung dieses Juwels wollten sich die Einwohner nicht gefallen lassen und es kam zu Massenprotesten, dreitausend Demonstranten besetzten das Gebiet und das Unvorstellbare geschah: die Regierung lenkte ein und erklärte das Gebiet 1981 sogar zum Naturschutzgebiet, dem ersten Siziliens. Jetzt, außerhalb der Saison, sind wir mutterseelenalleine in dem wunderbaren Gebiet unterwegs.

Die erste Tour, noch etwas außerhalb der geschützten Zone, führt auf den MONTE MONACO. Der Gipfel ist zerwühlt von mittlerweile aufgelassenen Steinbrüchen. Unvorstellbar ist, wie die riesigen und tonnenschweren Marmorblöcke auf dem schmalen Weg den Berg hinunter geschafft wurden. Am Fuße der Steilhänge leuchtet SAN VITP LA CAPO an der sichelförmigen blau leuchtenden Bucht zwischen den schnell ziehenden Wolkenschatten kurz auf. Die Häuser haben alle Dachterrassen, bestimmt eines der wenigen Überbleibsel aus der arabischen Zeit.

Noch am Abend fahren wir zum nördlichen Eingang von LO ZINGARO und können kurz vor dem Kassenhäuschen, der Eintritt kostet 5,- €, sogar über Nacht bleiben. Zu uns gesellt sich ein treuherzig und bittend blickender Hund. Sofort hat er Susanne für sich eingenommen, die ihn mit allerlei Leckereien (wir haben immer eine Tüte Hundeknochen dabei) verwöhnt. Nach dem Götterboten nennen wir ihn Hermes. Am nächsten Tag begleitet er Peter auf seiner Tour, immerhin über 20 km und 1000 Höhenmeter. Am Morgen treibt der Wind die Wolken über die Berge, doch gegen Mittag leuchtet der Himmel strahlend Blau. Von der Blütenpracht, es gibt hier 700 verschiedene Pflanzen, ist jetzt natürlich wenig zu sehen. Meterhohes gelbes Gras säumt die einsamen Wege, dazwischen leuchten die grünen Zwergpalmen, die einzige einheimische Palmenart Europas. Tief unten leuchten die kleinen Buchten mit ihrem glasklaren blauen Wasser und laden zum Baden ein. Leider sind die Wellen nach dem heftigen Wind noch recht stürmisch; die Temperatur wäre es ja gar nicht.

Nach dem Einkauf in SAN VITO LA CAPO bleiben für den Rest des Tages am GOLFO DI CÒFANO hängen, mit Blick auf den gleichnamigen Berg, der sich wie eine Bastion über die Küste erhebt. Durch Zufall haben wir das Buch Bella Germania von Daniel Speck entdeckt. Der Iso Grifo (ein unerfüllbarer Autotraum aus der Jugend) und die Isetta von BMW (die Knutschkugel, die mein Opa stolz fuhr) spielen dabei eine wichtige Rolle und natürlich die Liebe zwischen einem Deutschen und einer Italienerin, die von Salina, einer Äolischen Insel, stammt.

Am nächsten Tag kommen wir auch nicht weit. Die grauen Wolken haben die Herrschaft am Himmel wieder zurück erobert und es regnet ein wenig. Wir finden einen Laden mit offenem und guten Nero d’Avola für 1,45 € den Liter, unglaublich. Hier ist der Wein fast billiger als das Wasser. Am GOLFO DI BONAGIA, unmittelbar am Fuße des MONTE CÒFANO, gefällt es uns beide spontan. So bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die Bremse zu treten und unseren Dicken in Parkposition zu bringen. Da die Wolken sich ausgeregnet haben und wohl kein Regen mehr kommt, kann der imposante Felsklotz des MONTE CÒFANO doch noch bestiegen werden. Die Wanderung hat fast alpinen Charakter. In direkter Linie führt der Steig durch haushohe Felsblöcke und einen Felsriegel mit Seilsicherung 650 Höhenmeter hinauf. Vom Gipfel ist unser Dicker tief unten am blauen glasklaren Wasser zu sehen. Am Horizont verschwimmen die drei Eilande der ISOLE EGADI im Dunst.

Während sich zu Hause die Natur auf den Winter vorbereitet, startet sie hier in Sizilien bereits in den Frühling. Die ersten Blumen zeigen schon ihre Blüten und das frische Grün des Klees und der Gräser tut den Augen gut.

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