Die Berge sind weit zurück getreten, nur ganz entfernt am Horizont erheben sich ein paar runde Hügel. Wir fahren durch fruchtbares Land, Olivenhaine, Rebflächen und Gemüsefelder wechseln sich ab. Der Scirocco ist nun endgültig eingeschlafen, auch die grauen Schleier sind verschwunden, so dass die Sonne wieder von einem blauen Himmel strahlen kann.
Heute reisen wir wieder einmal zurück in längst vergangene Tage. Zuerst besuchen wir ROCCHE DE CUSA, den Steinbruch der einst wohlhabenden griechischen Siedlung SELINUNTE. Kapitelle und Steintrommeln liegen verstreut in der parkähnlichen Landschaft. Aus der Wand ragen unfertige riesige Säulenschäfte, halb aus dem Felsen geschlagen, fast meint man, das Hämmern der Steinmetze noch zu hören. Doch die Arbeiten wurden wohl überstürzt abgebrochen, als die Karthager kamen.
SELINUTE, 650 v. Chr. gegründet, hatte in kurzer Zeit über 100 000 Einwohner und baute innerhalb von nur hundert Jahren eine gewaltige Tempelanlage mit acht Heiligtümern, die zwischen zwei Flüssen auf einem Felsplateau stehend, weithin sichtbar waren. Doch wie so manche andere griechische Stadt auch, setzte sie auf den falschen Bündnisparten. 409 v. Chr. besiegte und zerstörte Karthago die Stadt. Geschichtsschreiber berichten von 16 000 Toten und 5 000 Menschen, die als Sklaven verschleppt wurden. Zurück blieb ein riesiges Trümmerfeld, das größte der Antike. Inzwischen sind zwei der Tempel teilweise wieder aufgerichtet und vermitteln einen kleinen Eindruck ihrer einstigen Pracht und Würde. Dabei ist die eigentliche Stadt SELINUNTE noch gar nicht vom Schutt der Zeit befreit.
Für den Heiligen Abend finden wir einen traumhaften und einsamen Platz am weiten sichelförmigen Strand und den weißen Kreideklippen des CAPO BIANCO. Wir stehen alleine in dem tropisch anmutenden Paradies, nur ab und zu kommen ein paar Angler oder Strandläufer vorbei. Das Wetter meint es gut mit uns und die Sonne beschert uns sommerliches Wetter, jedenfalls nach deutschen Maßstäben, und zwei wunderbare Badetage. Wir telefonieren ausgiebig mit unseren Töchtern, gehen am weiten Strand spazieren und essen Saure Zipfel mit echten Nürnberger Bratwürsten.
Schon wieder warten Tempel auf ihre Besichtigung, diesmal in AGRIGENTO. Im TAL DER TEMPEL, eigentlich ein Höhenzug, reiht sich Heiligtum an Heiligtum. Fast unwirklich erheben sie sich vor den Hochhäusern der „modernen“ Stadt. Am besten erhalten ist der CONCORDIATEMPEL, der seinem guten Zustand einen Bischof verdankt, der in im 6. Jh. in eine Kirche umfunktionieren ließ. Der Tempel des Olympischen Zeus ist einer der größten in der griechischen Welt. Nach 70 Jahren ununterbrochener Bauzeit noch nicht fertig gestellt, zerstörten ihn die Karthager, später gaben ihm Erdbeben den Rest und da er noch als Steinbruch diente, ist von dem einst 40 Meter hohen monumentalen Heiligtum nur noch eine riesige Steinhalde übrig geblieben. Im Jahre 1938 kam Albert Speer, im Kopf die Pläne für die Welthauptstadt „Germania“, um seine Vorstellung vom Führerpalast zu überprüfen. Maßlose Gigantomanie hat also zu keiner Zeit geholfen, die Macht zu erhalten.
Der Frühling hält in Sizilien immer mehr Einzug, obwohl der Winter ja erst begonnen hat. Viele Blumen blühen, schwarze Bienen brummen herum und die erste vorwitzige Blüte in einem Mandelbaum zeigt ihr zartes Rosa.
Danke für die „Hammer“ Fotos in eurem Beitrag !!!
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Hey ihr 2,
wir wünschen euch einen guten Rutsch und ein tolles Jahr 2017. Genießt die Zeit und vor allem die Wärme so weit im Süden.
Viele Grüße
Jürgen
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