Petrus hält sich wieder einmal nicht an den Wetterbericht, der verheißungsvoll Sonne versprochen hat. Schon am Morgen ist der Himmel einheitlich grau wie eine Spritzbetondecke und die Wolken stützen sich an den Bergen auf. Trotzdem lassen wir uns nicht abhalten und fahren ein Stück ins Landesinnere. Obwohl es so düster ist, fallen nur ein paar Regentropfen. Auf den Weg dorthin lassen wir die Carabinieri überholen, damit sie die durchgezogene Linie nicht überqueren müssen. Wäre ja peinlich. Sie bleiben mitten auf der Straße neben uns stehen, kurbeln das Seitenfenster herunter und fragen. „Tutto ok?“ Richtig fürsorglich sind die Hüter des Gesetzes in dieser Gegend. Über uns erspähen wir die kleine Kirche SANTA MARIA DI MERCURI. Den Parkplatz merken wir uns gleich für die Übernachtung. Unter uns fließt der klare FIUME LAO durch sein weites Kiesbett, den Weg zu der Kirche säumen uralte Olivenbäume. Doch zuerst fahren wir noch ein Stück weiter in das kleine Bergdorf ORSOMARSO. Wir parken unter der alten Stadt, Peter macht sein Fahrrad flott und fährt ein Stück den TORRENTE ARGENTINO hinauf.
Am nächsten Morgen fallen noch ein paar Regentropfen. Den Tag über bleibt es aber meist trocken, obwohl die Wolken fast am Meer aufliegen, die Berge sind nur schemenhaft zu erahnen. So tingeln wir ein Stück dem Meer bis SCALEA entlang. Als uns die Sonntagsausflügler auf der Promenade zu viel werden, fahren wir weiter nach PRAIA A MARE. Gegenüber der ISOLA DI DINO ist es vor dem riesigen Kiesstrand wesentlich ruhiger, zumindest in dieser Jahreszeit. Das Meer ist leuchtent weit hinaus türkis und blau. Am Nachmittag blinzelt sogar die Sonne für ein paar Augenblicke durch die diffusen Wolkenschleier.
Immer noch hängen die Wolken tief, wir machen uns trotzdem auf den Weg. Die Berge rücken näher ans Meer, die Straße führt hoch über dem blau leuchtenden Meer. Nur wenn ein Bach durch den vielen Regen Erde aus den Bergen bringt, färbt sich das Wasser in Strandnähe braun, die Farben laufen ineinander. Die aussichtsreiche Straße erinnert uns an den Chapman’s Peak Drive in Südafrika. Schöne Erinnerungen werden wach.
Wir verlassen KALABRIEN, fahren die wenigen Kilometer durch die BASILIKATA und kommen das erste Mal nach KAMPANIEN. Immer noch im Regen durchqueren wir SAPRI und finden in CAPITELLO direkt am brodelten Strand einen Parkplatz. Das Weiterfahren macht bei diesem Wetter wenig Sinn und Spaß. Zwei Polizisten der Polizia, einer der vielen Polizeieinheiten, parken ihren Streifenwagen ein paar Meter von uns entfernt. Sie nutzen die kurzen Regenpausen, winken den Insassen der vorbei fahrenden Autos freundlich zu und stoppen in einer Stunde ganze drei Fahrer. Gestenreich sich unterhaltend prüfen sie sogar die Papiere. Die nicht angehaltenen Autofahrer umkurven derweil eine riesige Wasserpfütze, ja nicht die Ordnungshüter ärgern.
Dann erbarmt sich Petrus doch noch ein wenig. Die Wolkendecke reißt kurz auf und die Sonne zaubert ein Farben sprühendes Wolkentheater. Das Schöne an diesem wechselhaften Wetter sind doch die faszinierenden Stimmungen, die immer anders sind. Abends und nachts regnet es zeitweise wieder heftig.
Heute weckt uns ein strahlend blauer Himmel, die Sonne lässt auch nicht lange auf sich warten und schickt ihre ersten Strahlen über die Berge. Die Welt schaut gleich viel freundlicher aus und es ist wieder wunderbar warm. Da machen wir uns doch gleich auf den Weg ins Landesinnere. Die Berge leuchten im frischen Weiß des Neuschnees. Das mittelalterliche Städtchen CASELLE IN PITTARI liegt vor dieser Kulisse malerisch auf einem Hügel. Wir finden einen wunderbaren Parkplatz mit wunderbarem Blick auf die frühlingshafte Landschaft.
Tief unter uns rauscht der BUSSENTO, dem der Regen viel Nahrung gegeben hat. Viele Stufen führen hinunter in das enge Tal. Unten angekommen stehen wir vor eine riesigen Felswand mit einer haushohen Pforte in die Unterwelt, dem INGHIOTTITOIO DE LA RUPE. Hier verschwinden die braunen Fluten des Flusses im Dunkeln des Karstes. Ein paar Kilometer weiter tut sich ein weiteres Höllentor auf, das INGHIOTTITOIO ORSIVACCA. Wieder führen viele Stufen hinunter, die Bäume sind in der feuchten Luft dicht mit Moos bewachsen. Jetzt verschwindet der Bach gurgelnd in einem tiefen Loch, die Stimmung ist schon etwas unheimlich. Von einer etwas morschen Brücke reicht der Blick tief hinunter in den Schlund. Wenn das Wasser im Karst verschwindet, muss es doch auch wieder irgendwo ans Tageslicht kommen. Über kurvenreiche Straßen fahren wir sechs Kilometer nach MORIGERATI. Auch hier führen wieder viele Stufen in das enge Tal und zur GROTTA INF. DEL BUSSENTO. Hier entlässt der Berg die braunen Fluten des Flusses wieder ans Tageslicht. Etwas oberhalb sprudelt eine glasklare Quelle und versorgt eine alte Mühle.
Wieder tolle Bildeindrücke von der Reise und schön geschrieben. Bin gespannt, ob ihr daraus mal ein Buch macht. Würde sich wohl lohnen.
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Danke Francis für das Kompliment. Das mit dem Buch ist eine spannende Idee. Dafür bräuchte es eine Idee; Reiseführer kann es nicht sein und Bildbände gibt es auch schon genug. Da hab ich ja eine gute Beschäftigung.
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Na, da könnte ich vielleicht helfen … wenn euch nichts einfächht. Schauen wir mal. Erstmal noch eine schöne Reise. Ich freue mich schon auf den nächsten Abschnitt aus dem tollen Urlaub. Zu Zweit macht das ja auch viel mehr Spaß 😉
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upps, ich habe mich vertippt … bin manchmal doch zu schnell für die Tastatur …, aber ich hätte es sehen müssen. Peinlich. Könnt Ihr mir noch mal verzeihen?
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Macht doch nixs, habe auch drei Fehler im Blog gefunden. Auf Dein Angebot komme ich gerne zurück, freue mich drauf
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