3. Tag: vom Schlagsteinsattel zum Bäckenalmsattel

Am Morgen leuchtet der Himmel im schönsten unschuldigsten Blau, als wenn gestern Abend nichts gewesen wäre. Wir packen unsere nassen Sachen in den Rucksack und machen uns auf den Weg durch das feuchte Gras. Den wenig begangenen und stellenweise zugewucherten Steig über den Grat finden wir schnell. Manchmal versperrt ein Felsblock den Weg, dann heißt es, die Hände zu Hilfe zu nehmen. Wir quetschen uns durch Latschen, immer wieder glänzen Spinnweben in der Sonne oder kitzeln im Gesicht. Ein schwarzer Salamander schleicht noch müde über den Weg. Wahrscheinlich ist ihm noch kalt. Meist bergauf und an den steilen Abgründen entlang erreichen wir unser erstes Tagesziel: den aussichtsreichen KREUZKOPF.

In einer Schuttrinne mit losen Geröll tasten wir uns Schritt für Schritt hinunter, immer bedacht, keinen Stein loszutreten. Vom KÜHKARJOCH aus führt uns in einer halben Stunde ein gemütlicher Steig hinauf zum nächsten Aussichtsgipfel, den OCHSENÄLPELESKOPF. Wieder belohnt uns ein grandioses Panorama. Eine kleine Regenfront zieht vom LECHTAL über die TANNHEIMER BERGE heran und streift uns. In unsere Regenumhänge gehüllt warten wir den kurzen Schauer ab. Über Wiesenwege, vorbei an der HIRSCHWÄNGALPE, kommen wir am Mittag zur JÄGERHÜTTE. „Am Mittwoch und bei schlechtem Wetter Ruhetag“, steht auf dem Schild. Heute ist Mittwoch, doch die Sennerin ist zufällig hier. So gibt es das erste Bier der Wanderung und zumindest ein Käsebrot. Mit dem Essen haben wir irgendwie Pech. Eine etwas verwitterte Tafel weißt darauf hin, dass auch schon früher der Wald durch Menschenhand gar arg viel hat leiden müssen.

Eigentlich wollten wir nur noch ein Stück laufen, doch daraus wird noch eine richtige Tour. Ein gemütlicher Weg führt uns erst unterhalb der KRÄHE, dann in angenehm steigenden Zickzack hinauf zum GABELSCHROFENSATTEL. Es ist wieder heiß, der Schweiß rinnt in Strömen. Doch oben angekommen belohnt uns abermals ein fantastisches Panorama. Wir stehen zwischen den schroffen Wänden von KRÄHE und GABELSCHROFEN, etwas weiter im Osten strecken sich die GUMPENKARSPITZE und der GEISELSTEIN in den blauen Himmel. Zurückblickend sehen wir den BRANDERSCHROFEN, über den bunte Gleitschirme genüsslich in der Thermik drehen, und den SÄULING. Entlang der mächtigen Steinflanke der HOCHPLATTE erreichen wir ein kleines romantisches Hochtal. Der KENZENSATTEL erfordert noch einmal einen kleinen Aufstieg, bevor wir zur gut bewirtschafteten KENZENHÜTTE kommen. Hier ist allerhand los. Fahrradfahrer und Wandergruppen belagern die Tische. So viele Menschen haben wir die letzten beiden Tage zusammen nicht gesehen. Der Blick in die Speisekarte lässt uns das Wasser im Mund zusammen laufen: Rouladen. Freudig bestellen wir bei der netten Bedienung. „Ja mei, da hättets eine Stunde früher da sein müssen. Die Küche nimmt keine Bestellungen mehr entgegen. Eine Suppe und etwas von der Brotzeitkarte könnt Ihr noch haben.“ Schon wieder Pech mit dem Essen, es ist wie verhext; am Nachbartisch gibt es für die Halbpensionsgäste Hackbraten. So begnügen wir uns mit einer warmen und leckeren Brätködelsuppe und einem Wurstsalat.

Rund um die Hütte können wir nicht zelten. So machen wir uns ein letztes Mal, schon etwas müde in den Beinen, an diesem Tag auf den Weg. Am BÄCKENALMSATTEL finden wir nach kurzem Aufstieg inmitten hoher Pflanzen (wir sind leider keine Botaniker) ein einigermaßen flaches Fleckchen für unser Zelt. Heute verhält sich Petrus ruhig und beschert uns eine ruhige Nacht.

2 Gedanken zu “3. Tag: vom Schlagsteinsattel zum Bäckenalmsattel

  1. Die Reise hat sich mal wieder gelohnt und die Bilder … herrlich. Ich habe jetzt ´nen Bergkoller … vielleicht schaffe ich es ja in diesm Jahr noch ans Wasser … zum Ausgleich.
    Weiter so und bleibt schön auf Entdeckermodus.
    vg Francis

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  2. Dann viel Spaß am Wasser. Zu Buch und Kalender, wo Du ja freundlicherweise Deine Unterstützung angeboten hast, komme ich nun leider nicht mehr. Aber dann vielleicht nächstes Jahr. Viele Grüße

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