Erinnerungen an die Jugendlektüre werden wach. Schon zu Anfang der Reise habe ich alle sechs Karl May Bände des Orientzykluses in einem Sitz gelesen. Wir kommen nach ALBANIEN, in das Land des Skipetaren, und fahren durch die tiefen und weit verzweigten Schluchten des Balkans über eine endlose und kurvenreiche Straße. Kaum ein Auto kommt uns in der verlassenen Gegend entgegen. Nur vereinzelt kleben ärmliche Häuser, umgeben von ein paar kleinen Reb- und Maisfeldern, an den steilen und herbstlich bunten Hängen.
Nach nicht endend wollenden 200 km (unsere Reisegeschwindigkeit müssen wir unbedingt wieder reduzieren) erreichen wir SHKODRA am gleichnamigen See. Die Reise Kara Ben Nemsis endete hier und er schreibt: „SHKODRA trägt, obgleich es am adriatischen Meer liegt, einen durchaus orientalischen Charakter. Es liegt theils in einer fruchtbaren Ebene, theils auf einer Hügelgruppe, welche diese Ebene begrenzt und auf ihrem höchsten Punkt ein verfallenes Kastell trägt.“ Die wenig erhaltenen alten Bauten in der Fußgängerzone, viele Eisdielen, hervorragender Café und die ganze Stimmung vermitteln uns eher ein italienisches Gefühl. Genüsslich schlendern wir durch die lebendige Stadt. Die Sonne tut ihr übriges dazu, die vielen Bars sind (nach dem dritten Regentag in diesem Jahr) wieder gut gefüllt. Viele Radfahrer und umgebaute Transportmopeds sind unterwegs. Peter lässt sich für einen viel zu hohen Preise seine Schuhe putzen, bei einem Metzger kaufen wir ein paar Koteletts, würzige Würste sowie einen Schinken. In der EU-finanzierten Fußgängerzone genießen wir in einer der vielen Bars die Sonne und Wärme.
Dann wagen wir uns über ein enges und steiles Sträßchen hinauf zur BURG ROZAFA, 135 m ragt der Hügel über der Landschaft empor. Eine Legende besagt, dass drei Brüder die Burg erbauen wollten, doch dies nicht gelang. Ein alter Mann sagte ihnen voraus, dass es nur gelingen mag, wenn die erste der Bräute, die auf die Burg kam, lebendig eingemauert würde. Sie versprachen, nicht mit ihren Bräuten zu sprechen, doch die beiden Ältesten hielten sich nicht daran. So kam die Frau des jüngsten der Brüder zuerst auf die Burg. Bevor sie eingemauert wurde, äußerte sie den Wunsch, dass ihr rechtes Auge, ihr rechter Arm und ihre rechte Brust außerhalb der Mauer bliebe. Mit dem Auge wollte sie nach ihrem Sohn schauen, mit dem Arm ihn wickeln und mit der Brust ihn säugen. Seitdem steht die Burg an dieser Stelle.
Wir fahren noch ein Stück nach Süden bis LEZHA und finden an der LAGUNE KUNA am Ende der kleinen Landzunge einen ruhigen Platz, leider mit einer Menge Stechfliegen. Heute geht die Sonne wieder einmal farbenprächtig im Meer unter. Eine große Schar Vögel fliegt in das abendliche rote Licht.
Kara Ben Nemsis Kommentar passt.
Eure Reise durch die Berglandschaft scheint auch nicht wirklich einfach gewesen zu sein. Die Brocken auf der Straße haben euch dann nicht hindern können … wie auch: wenden geht angesichts der schmalen Straße und der einseitigen Schlucht und Felsenwand andererseits schlecht. Aber ihr habt es ohne Felszusammenstoß geschafft und das ist was zählt.
Tolle Reise noch …
lg Francis
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