Im goldenen Arkadien

Mittlerweile sind wir in ARKADIEN angekommen, dem viel gepriesenen und beschriebenen Schlaraffenland. Der Mythos versprach ein Leben jenseits aller politischen Zwänge. Hier ist die Heimat des Hirtengottes Pan, schon Ovid feierte die Landschaft, Goethe wollte „arkadisch frei sein“, um das Glück zu erfahren, obwohl er nie hier war, und so mancher andere Schriftsteller war von ARKADIEN hingerissen. Vor allem Adelig sehnten sich nach dem „einfachen“ Leben der Schäfer, nicht lange wahrscheinlich, hätten sie es wirklich getan. Die Landschaft präsentiert sich uns karg, aber durchaus mit Charme. Den Zugang ins Landesinnere verwehren uns eisige und schneebedeckte Straßen mit Minus-Temperaturen. Doch die Sonne scheint und am Meer im Windschatten des Dicken lässt es sich im T-Shirt selbst im kalten Nordwind, der uns die nächste Woche 10 Stunden Sonne am Tag bescheren wird, gut aushalten.

Nach einer langen Fahrt auf neuer und breiter Straße, die eine schlimme Schneise in die Landschaft geschlagen hat und mit EU-Mitteln finanziert ist, kommen wir nach SAMBATIKI. Es ist ein kleiner verschlafener Ort mit einer kleinen Bucht und einem schönen aussichtsreichen Platz zum Stehen. Das Wasser ist wunderschön blau und klar, die Boote scheinen zu schweben.

Nach einem stürmischen Tag in der schützenden Bucht, wollen wir ein Stück ins Landesinnere in die Berge fahren. Doch schon nach ein paar Kilometern bremst uns eine vereiste und verschneite Straße. Nachdem es auf 800 m NN selbst bei strahlenden Sonnenschein am Mittag Minusgrade hat, fahren wir für einen kleinen Stadtbummel nach LEONÍDION zurück. Der Ort lebt ein wenig von den Kletterern, die selbst jetzt im Januar die umliegenden Kletterrouten mit den waghalsigen Überhängen erobern. Am Kirchplatz entdecken wir unsere erste Zitronenblüte des Jahres.

Wir ziehen weiter nach Norden der Küste entlang. Zwischen AGIOS ANDREAS und dem nahen Meer finden wir in einem Olivenhain mit alten Bäumen und gelb leuchtendem Klee einen windgeschützten und kuscheligen Platz. Einige Bienen verfliegen sich in unserem Dicken, nebenan krächzt ein heiserer Hahn, ein Auto hält, der Fahrer gibt uns zu verstehen, dass wir hier stehen können und dass die nächsten Tage, er zeigt alle seine zehn Finger, die Sonne scheinen wird. So jedenfalls verstehen wir sein Griechisch in Wort und Geste.

Die Nacht im Olivenhain war klar und kalt, an manchen Stellen glitzert noch der Raureif. Doch auch heute zeigt sich wieder keine Wolke am Himmel und mit dem fast eingeschlafenen Nordwind ist es in der Sonne wunderbar warm.

Wir kommen nach ÁSTROS. Der Ort hat für die Griechen große geschichtliche Bedeutung. Im Jahre 1823 fand hier im Garten des Freiheitskämpfers Karitsiotis unter freien Himmel die zweite griechische Volksversammlung statt. Im alten Ortsteil PÁRALIO PÁSTROS steigen wir zur alten Burg hinauf. Von hier oben begeistert der Blick über die Küste, in die schneebedeckte Berge und auf die gegenüberliegende Seite des ARGOLISCHEN GOLFES zum Daumen des PELOPONNES. Dann machen wir einen kleinen Schlenker zum KLOSTER LOUKÓS, das auf den 1800 Jahren alten Fundamenten des mondänen Landsitzes eines reichen Atheners gebaut ist. Säulentrümmer dienen heute als Ständer der Blumentöpfe. Vor dem Kloster hängen von einem römisches Aquädukt Tropfsteine. Die nahe gelegene HERODES-ATTICUS-VILLA ist leider verschlossen, auch ein „griechischer“ Zugang ist nicht zu finden. Für den restlichen Tag richten wir uns am Strand bei ÁSTROS ein. Immer noch scheint die Sonne von einem milchig blauen Himmel. Im Windschatten des Dicken ist es wunderbar warm. Als die Sonne hinter den Bäumen verschwindet wird es jedoch schnell frisch.

8 Gedanken zu “Im goldenen Arkadien

      • Weiß ich. Habe in Thessaloniki gewohnt und fahre seitdem jedes Jahr nach Griechenland 😉

        Ihr macht es richtig, Euch so viel Zeit für das Land zu nehmen. Das finde ich sehr schön.

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  1. Danke !

    „Die goldne Zeit wohin ist sie geflohn?
    Nach der sich jedes Herz vergebens sehnt!
    Da auf der freien Erde Menschen sich
    Wie frohe Herden im Genuß verbreiteten;
    Da ein uralter Baum auf bunter Wiese
    Dem Hirten und der Hirtin Schatten gab,
    Und jüngeres Gebüsch die zarten Zweige
    Um sehnsuchtsvolle Liebe traulich schlang;
    Wo klar und still auf immer reinem Sande
    Der weiche Fluß die Nymphe sanft umfing;
    Wo in dem Grase die gescheuchte Schlange
    Unschädlich sich verlor, der kühne Faun
    Vom tapfern Jüngling bald bestraft entfloh;
    Wo jeder Vogel in der freien Luft
    Und jedes Tier, durch Berg und Täler schweifend
    Zum Menschen sprach: Erlaubt ist was gefällt…“

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