Im Palast des Agamemnon

Nach dem fast menschenleeren PARNON-GEBIRGE tauchen wir wieder in die Kultur ein. Es warten auf uns: einer der ältesten Städte Europas mit einem der größten antikenTheater Griechenlands, der Palast eines Troja-Helden und die Residenz eines bayerischen Königs.

Aber zuerst freuen wir uns über das schon lang anhaltende sonnige Wetter. Blutrot steigt die Sonne aus dem Meer. Doch eines Morgens trauen wir unseren Augen nicht. In der Nacht hat es gefroren, die Wiesen sind voller Raureif und die Griechen kratzen die Autoscheiben frei. Wir fliehen vor dem Nebel und der Kälte auf einen kleinen Hügel und bestaunen die fast winterliche Stimmung.

Dann können wir uns nicht mehr zurückhalten und fahren nach ÁRGOS zum Lidl. Endlich gibt es wieder Nürnberger Bratwürste, Schwarzwälder Schinken und Ritter Sport Rum-Trauben-Nuss. Aber gleich danach erkunden wir das antike ÁRGOS, eines der ältesten Städte Europas. Doch von der einst riesigen Stadt, 305 n. Chr. von den Goten zerstört, stehen nur noch ein paar Ruinen, wie das 20 000 Plätze fassende Theater. Die 81 Sitzreihen sind vollständig aus dem Felsen geschlagen.

Um nicht wieder im Nebel aufzuwachen, fahren wir knappe 300 Höhenmeter hinauf zur Festung Lárissa. Die in letzter Zeit mit 1 Mio. € renovierte Burg, auch EU-Mittel sind dabei, ist wieder zugänglich. Auf antiken Fundamenten erbauten Byzantiner im 10. Jh. die Burg in der heute noch erhalten Form. Da der Blick von hier auf den ARGOLISCHEN GOLF und in die schneebedeckten Berge so grandios ist, richten wir uns gleich für den restlichen Tag ein.

Heute zeigt sich schon wieder keine Wolke am Himmel und es ist sommerlich warm, zumindest an den heimischen Temperaturen gemessen. Die morgendlichen Telefonate führen wir bereits am Besucherparkplatz der mykenischen Akropolis von MIDEA. Beeindruckend ist die monumentale bis zu 7 m hohe und 7 m dicke Zyklopenmauer mit den gigantischen tonnenschweren Steinen. Einmalig ist der Panoramablick über die ARGOLISCHE EBENE, nur die giftigen Rauchschwaden einer Fabrik über NÁFPLION stören.

Nur ein paar Kilometer weiter, bei CHÓNIKAS, steht das größte und bedeutendste Hera-Heiligtum, das ARGIVE HERAION. Gleich vor dem Eingang finden wir unter Olivenbäumen einen aussichtsreichen und ruhigen Platz. Bei den jährlichen Feierlichkeiten sollen einhundert Kühe geopfert worden sein. Das Fest, bei der die Vermählung von Zeus und Hera nachvollzogen wurde, dauerte drei Tage. Agamemnon soll hier seinen Getreuen vor der Abreise nach Troja den Eid abgenommen haben.

Dann kommen wir nach MYKÉNE, der Heimat des „Völkerfürsten Agamemnon und des Atreus‘ Sohn“. So betitelt ihn Homer in der Ilias. Wie immer sind wir früh an der monumentalen Festung und lange Zeit die einzigen Besucher. Entlang der Zyklopenmauer kommen wir zum berühmten Löwentor, der ältesten Monumentalskulptur Europas. Es ist uns immer wieder schleierhaft, wie die Menschen diese 20 t schweren Steine nur mit ihrer Muskelkraft nahtlos zusammenfügen konnten. Laut Reisebeschreibung des griechischen Autors Pausanias aus dem Jahre 170 n. Chr. sind die Mauern ein Werk der Kyklopen. Dann ist das ja auch geklärt. Wir schlendern durch die Häuserreste und dem Palast, der bereits 1200 v. Chr. durch einen Brand zerstört wurde. Am Nordostende liegt eine 12 m tiefe Zisterne, die von der Perseia-Quelle gespeist wird. Agamemnon selbst hatte wenig von seinem traumhaft gelegenen Wohnsitz. Auf Drängen seiner Mannschaft opferte er seine Tochter Iphigenia, um Artemis, die vorher von ihm verärgerte Göttin der Jagd, freundlich zu stimmen. Nach der langen Schlacht um Troja wieder nach Hause zurückgekehrt, ermordeten ihn seine Frau Klytämnestra und deren Geliebter Ägisth in der Badewanne, die wir jedoch vergeblich suchen. Die über 3000 Jahre alten Grabstätten, Schatzhäuser genannt, der beiden Mörder und des Atreus, sind noch gut erhalten. Fast 14 Meter wölbt sich die mit Erde bedeckte Kuppel in 33 Steinringen über uns.

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