Unseren Freunden schickten wir ein Bild mit dem Untertitel: „Wir machten einen kurzen Ausflug in die Schweiz“, einer schrieb zurück: „Ihr seid aber schnell zurückgekommen“. Der mittlere Teil EUBÖAS erinnert uns tatsächlich an die Schweiz, wobei es doch eigentlich unsinnig ist, solche Vergleiche anzustellen: Bamberg, das Venedig Frankens, Hopfensee, die Riviera des Allgäu, Hoher Peißenberg, der bayerische Rigi. Aber Schweiz meint ja auch eine märchenhafte Landschaft, wie die Fränkische Schweiz. Also passt es doch wieder. Wobei die eigentliche Griechische Schweiz, der PILION, noch vor uns liegt. Aber der Reihe nach. Und da es viel zu sehen gab, wird es ein langer Bericht mit vielen Bildern (die Auswahl fällt ja so schwer).
Nach der Durchquerung der Insel kommen wir in CHALKÍDA wieder ans Meer. Hier trennt die Insel vom Festland eine nur 40 m breite Meerenge, sie ist damit die schmalste der Welt. Eine Besonderheit ist auch die Strömung: in unregelmäßigen Abständen wechselt sie bis zu 7-mal am Tag die Richtung, aber es waren auch schon 15 Strömungsänderungen. Aristoteles soll sich aus Verbitterung in die Strömung gestürzt haben, da er deren Geheimnis nicht entschlüsseln konnte. Da befindet er sich in guter Gesellschaft mit den heutigen Wissenschaftlern, die dieses Phänomen immer noch nicht richtig verstehen, wobei nicht bekannt ist, ob sie es dem Philosophen gleich taten. Hoch über der Stadt schält sich der mächtige DÍRFYS langsam aus den Wolken. Kaum zu glauben, dass ich vor zwei Tagen auf dessen Gipfel stand.
Von einem Pass blicken wir noch einmal zurück auf die Meerenge und den imposanten Berg, der sein Haupt schon wieder verhüllt. Dann spulen wir noch viele Kilometer über kurvernreiche Straßen und durch endlose Nadelwälder ab.
Auch in den nächsten Tagen sind wir jeweils lange unterwegs und besuchen die ein oder andere Bucht. Immer wieder sind Bergrücken zu überwinden, zu den einsamen Stränden führen meist nur Stichstraßen, so dass wir immer wieder auf dem selben Weg zurück fahren müssen. Aber die Ausblicke und die herrliche Landschaft lohnen die viele Kurbelei. Die Inseln der NÖRDLICHEN SPORADEN schweben über dem blauen Wasser der AGÄIS und begleiten uns auf dem Weg nach Norden.
Die warmen Temperaturen und die Sonne lassen die Natur explodieren. Manche Bäume stehen schon in voller Blüte, manchen treiben ihre erstes zartes Grün und welche Freude, die ersten Mohnblumen stehen am Wegesrand. Hummeln und Bienen zwängen sich geschäftig durch die eng stehenden Blütenblätter um an den begehrten Nektar zu kommen.
Noch ein letztes Mal wechseln wir auf die andere Seite EUBÖAS. Mitten im Wald produziert ein Köhler auf alt hergebrachte Art und Weise Holzkohle. In einem Meiler schwelt rauchend das Holz. An den Kiefern hängen Plastikbeute um Harz aufzufangen. Durch wieder schier endlose Nadelwälder kurbeln wir hinauf zu einem kleine Pass auf gut 600 m. Gleich unterhalb des Picknick-Platzes rauschen die Wasserfälle DRIMÓNA, die nun im Frühling über reichlich Wasser verfügen.
Auf der anderen Seite führt ein neu ausgebauter Wanderweg hinauf auf den knapp 1 000 m hohen XIRO (hier knipste ich das „Schweizer“-Bild). Nach knapp einer Stunde haben ich den flachen Gipfel über der Baumgrenze erreicht. Überraschend ist der Rundum- und Weitblick über die waldreiche Insel, hinüber zu den Nördlichen SPORADEN und dem Festland mit den Schneebergen des PARNASS und der Halbinsel PILION, unserem nächsten Ziel. Auch die Wegebauer lassen sich die Aussicht nicht nehmen. Ein albanischer Junge spricht deutsch und erklärt mir, dass die Region und die Forstverwaltung den Wanderweg baut. Außerdem freut er sich auf Berlin. Drei Monate kann er dort arbeiten und gutes Geld verdienen. Den Rückweg lasse ich langsam angehen, genieße die Aussicht, freue mich über die vielen Blumen und das erste zarte Grün der Laubbäume.
Auf dem Weg zum Meer kommen wir am Mönchskloster ÍERA MONI ÓSIOS DAVID vorbei. Bekannt machte das Kloster der charismatische Abt Gerontas Jakobus, dem auch heute noch wundersame Heilkräfte nachgesagt werden. Wie zum Beweis hängen viele Votivtafeln in der Kirche, auch ein Paar Krücken stehen in einer Nische. Heute sind viele Jugendliche zu Besuch, die Popen reden und scherzen sichtlich gerne mit ihnen.
Da es um 7 Uhr schon hell ist, fahren wir meist um 8 Uhr los. So sind wir schon am frühen Morgen in LOUTRÁ EPIDSOÚ, dem Baden-Baden EUBÖAS. In einem Film vom Gernstl haben wir hier Thermal-Badende zwischen einem Hotel und dem Strand gesehen. Wir fahren die schicke Promenade rauf und runter, ohne fündig zu werden. Erst als wir zum morgendlichen Telefonieren anhalten, finden wir die heißen Quellen tatsächlich neben einem Luxushotel. Über mehrere kleine Becken plätschert das heiße Wasser, das gar nicht nach Schwefel riecht, ins Meer. Es tut gut, in den warmen Badewannen zu liegen, dazu noch mit Blick auf die schneebedeckten Berge des PARNASS. Und zum Abschluss gibt es eine warme Süßwasserdusche, was für ein Luxus.
Zunächst einmal „halb“-herzigen Dank für die natürlich wie immer „schönen“, aber letztlich fake-artigen, weltfremden und nicht in die derzeit deutsche Realität passenden Fotos zusammen mit ihren entsprechenden ausgedachten Textinformationen – die dringend eines kritischen Kommentars bedürfen :
Ihr „deutschen Weicheier“, die Ihr in wirkliche Männer und Frauen fordernden Monaten ins südliche Exil flüchtet, Ihr wisst ja gar nicht, was Ihr in Deutschland versäumt, wenn Ihr Euch in dieser Zeit in der Sonne räkelt und dazu eventuell sogar südländischen süßen (!) Wein süffelt! Abhärtung stärkt die Seele, hat doch immer auch schon Turnvater Jahn gepredigt. Ihr habt ihm offenbar nicht richtig zugehört – oder nicht mitgemacht – oder nicht auf Eure Eltern oder deutschen Lehrer gehört – geschweige denn auf unsere Politiker mit ihrer Botschaft „Germany first“ bzw. auf die Lebenserfahrung abgehärteter längst verblichener Wikinger – Ihr hättet mit Eurer Einstellung niemals um das Jahr 1.000 mit Leif Eriksson amerikanischen Boden betreten, sondern sicherlich nur bibbernd irgendwo nach den Resten römischer Thermen gesucht !!!
Aber hallo: Ihr geht am wirklichen, abwechslungsreichen und damit spannenden Leben vorbei.
Aber hier höre ich auf, denn ich weiß: Eure Ohren erreiche ich mit diesen Worten nicht. Dann schaut halt mal in Eurem Mail-Kasten (bei: dirsch.peter@gmail.com) nach, wo ich für Euch eine Videobotschaft hinterlegt habe, die Euch zeigt, wie schön und charakterbildend ein Aufenthalt in old Germany – konkret: vergangene Woche bei einem viertägigen Ausflug nach Hamburg – sein kann!!! Na, meldet sich vielleicht doch ganz leise das schlechte Gewissen bei Euch??? Das will ich doch hoffen. – Und ich bin auf Eure Antwort respektive vergeblichen halbherzigen Entschuldigungen bzw. Ausflüchte gespannt.
Reinhart
(betont sei die wichtige Bedeutung der zweiten Silbe – falls Sie Euch vielleicht doch auffallen sollte !!!)
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Naja, es „muss“ ja auch die Eroberer des Südens geben, es waren ja auch schon fast alle Völker hier, die Wikinger natürlich nicht. Wahrscheinlich hat sich Thor nicht mit Zeus vertragen. Jedenfalls versuchen wir einwenig Wärme mitzubringen, damit die seßhaften Daheimgebliebenen endlich mal wieder das Leben im Freien genießen können. Bis bald.
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Viel Spaß im Pilion! Wir waren dort im Herbst, aber im Frühling ist es mindestens genauso schön.
Liebe Grüße aus dem „schönen und charakterbildenden“ (Zitat Reinhart) Hamburg
von Christine und Heinz
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Danke, werden wir bestimmt haben. Die Natur explodiert förmlich. Schicken ein paar Sonnenstrahlen
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