Die ersten kurzen Sonnenstrahlen

Unsere Hoffnung auf Sonne und Wärme wird erst einmal enttäuscht. Es stürmt und regnet unvermittelt weiter. Der Nordwestwind schiebt immer höhere Wellen auf uns zu, die donnernd auf die Felsen klatschen. Da sind wir heilfroh, bei ruhiger See gefahren zu sein.

Der Himmel ist am nächsten Morgen immer noch grau, aber es regnet zumindest nicht mehr. So brechen wir auf und fahren weiter nach Osten. Wir lassen den minoischen PALAST VON MALIA erst einmal links liegen, fahren durch SISI und kommen nach MILATOS. Hoch über der Ortschaft liegt eine Höhle inmitten einer wilden Felslandschaft. Mindestens zehn Geier ziehen im Sturm ruhig ihre Kreise hoch über den Bergen. Die ersten kleinen Blüten stehen inmitten des leuchtend grünen Klees, der Frühling hat hier auf KRETA schon ein wenig Einzug gehalten, auch wenn das Wetter derzeit nicht mitspielt. Der Eingang zur Höhle ist eng, ein niedriger Gang führt zu einer Altarwand. Nichts erinnert daran, dass hier im Februar 1823 ein Massaker stattfand. 3600 kretische Frauen und Kinder suchten unter dem Schutz von nur 150 Männern Zuflucht vor den ägyptisch-türkischen Soldaten. Nach wochenlanger Belagerung mussten die Kreter wegen Hungers aufgeben. Die Männer wurden getötet, Frauen und Kinder versklavt.

Über eine gute und meist ausreichend breite Straße kurven wir durch die karstigen Berge. Einmal müssen wir in einer Ortschaft in einer engen Gasse zurückstoßen, um einem Taxi Platz zu lassen. In NEAPOLI ist ein kleiner Markt mit Gemüse- und Obstständen. Eine Frau spricht uns in gutem Deutsch an. Sie ist im Winterhalbjahr in KRETA und im Sommer in HAGEN. Sie erklärt uns die vielen Kräuter und wie man sie zubereitet. An einem anderen Stand kaufen wir kleine kretische Bananen.

Über KASTELLI und FOURNI erreichen wir den kleinen Hafenort PLAKA. Von den vielen Tavernen ist nur eine geöffnet, darin sitzt nur das Wirtspaar und wartet vergeblich auf Gäste. An dem Kiesstrand finden wir unter Tamarisken einen schönen Platz. Das Wasser ist hell- bis dunkelblau und leuchtet auf, wenn es die Sonne für ein paar Augenblicke schafft, durch die schnell ziehenden Wolken zu spitzen. 

Gegenüber liegt die Insel SPINALONGA. Im 15. Jh. bauten die Venezianer hier ihr stärkstes Küstenforts. Dann kamen die Türken, die 1903 die Insel verließen. Daraufhin beschloss die griechische Regierung, SPINALONGA zur Sammelstelle sämtlicher Leprakranker zu machen. Zeitweise lebten hier tausend Kranke, erst 1957 verließen die letzten die Insel.

Obwohl das Wetter nun ja nicht wirklich nicht gut ist und wir im eher touristischen Teil KRETAS unterwegs sind, gefällt es uns hier gut. Wir finden Stellplätze, die Landschaft ist abwechslungsreich, die Dörfer haben ihren Charakter trotz, oder auch wegen, der Touristen erhalten. Wir werden es hier noch eine Weile aushalten, in der Hoffnung auf wärmeres und sonniges Wetter.

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