Wander- und Badewetter

War die erste Nacht im Hafen von IERÁPETRA noch ruhig, ist nach Weihnachten der Bär los. Bis weit in die Nacht hinein ist der Parkplatz voll, Livemusik schallt bis nach Mitternacht aus den Tavernen und die fleißigen Müllmänner und Straßenreiniger beginnen ihre scheppernde Arbeit noch in der Nacht. Es wird Zeit, dass wir uns wieder einen einsamen und ruhigen Platz suchen. Obwohl uns der Wetterbericht nicht gerade optimistisch stimmt, fahren wir nach Osten und dort wir haben Glück. Zwar schiebt der starke Nordwestwind immer noch Wolken über den Bergkamm, aber wie beim Föhn lösen sie sich im Fallen auf. So erfreut uns den ganzen Tag über Sonnenschein.

Bei MAKRIGIALÓS biegen wir in die Berge ab und kommen auf breiter Straße in das schmucke Bergdorf PÉFKI, das von dem, einem Zuckerhut ähnlichen, AFENDIS STAVROMENOS überragt wird. Oben auf seinem Haupt leuchtet ein kleines weißes Kirchlein. Wir spazieren durch die engen Gassen des fast verlassenen Dorfes, die von hübschen, weiß gekalkten Häuschen gesäumt sind.

Nach einigen Fehlversuchen findet Peter auch den Weg hinauf zu der Kapelle. Der Steig verläuft im Windschatten, so dass schnell die ersten Schweißtropfen fließen, doch am Gipfel bläst der Nordwind immer noch unvermindert stark. Beschaulich liegt das Dorf am Fuße des Hügels inmitten weiter Olivenhaine, am Horizont glitzert das LIBYSCHE MEER in der Sonne.

Wieder zurück bei unserem Dicken, führt ein alter Eselspfad durch einen Olivenhain mit uralten Bäumen hinunter zur kleinen PÉFKI-SCHLUCHT. Einzeln stehen windzerzauste Kiefern, die einen wunderbaren Duft verbreiten und an den heimischen Wald erinnern. Ich finde Salbei für Susannes Küche, die erste neugierige Zistrose blüht und einzelne Anemonen stehen lila leuchtend am Wegesrand. Erst führt der Weg oberhalb der kurzen und tiefen Klamm entlang, sogar streckenweise durch ein Holzgeländer gesichert. Zurück geht es durch die stellenweise recht enge Schlucht. An windstillen Flecken ist es richtig warm, doch ab und zu schießt eine Bö von den Bergen herunter.

Über Nacht hat der Wind nachgelassen, doch nun behaupten graue Wolken den Himmel. Schon nach ein paar Kilometern, immer entlang der Küste, erreichen wir das KLOSTER KAPSÁ. Es steht wehrhaft auf einem Felsvorsprung und scheint die Schlucht PERIVOLÁKIA zu bewachen. Der Weg ist schön angelegt und gut ausgebaut, die vielen roten Markierungen erleichtern im labyrinthartigen Felsengewirr die Orientierung. Hoch ragen die zerklüfteten Wände auf, unzählige Höhlen perforieren die roten Felsen. Ein paar Geier fliegen ohne Thermik flügelschlagend hoch über der Schlucht. Viele der Felsnischen sind weiß eingefärbt, bestimmt Nester der riesigen Vögel. Immer wieder führt der Pfad die steilen Hänge hinauf, riesige Felsbrocken und enge Stellen in der Schlucht sind zu umgehen. Ein paar Blümchen strecken auch hier vorwitzig ihre Blüten aus dem frischen Grün hervor. Nach gut zwei Stunden erreiche ich den oberen Schluchtausgang, der Weg schlängelt sich hier durch ein grün leuchtendes Polster aus Klee. Nach einer kleinen Rast auf einem mächtigen Baumstamm geht´s denselben Weg wieder zurück. Am Nachmittag lässt sich sogar die Sonne wieder sehen. Schnell nutzen wir die Wärme für ein kurzes Bad im glasklaren blauen Meer.

Der Wind hat sich schlafen gelegt und wacht auch am Morgen nicht auf, langsam schiebt sich die Sonne über die kleinen Hügel und bringt Farbe in den Tag. Um 8 Uhr sind wir schon unterwegs und fahren auf breiter Straße in die Berge hinein, die nun karg und nur mit niedrigem kugeligen Gestrüpp bewachsen sind. Auf einer grünen Hochfläche liegt einsam das Dorf ZIROS, ein paar weiße Häuser ziehen sich den Südhang hinauf. Der einzige Lebensmittelladen hat ab heute für die nächste Woche geschlossen. Die Straße bleibt breit, versorgt sie doch ein riesiges Kraftwerk direkt am Meer, von dem wir aber nur die hohen Schornsteine sehen. Von einer Kuppe aus schauen wir hinunter auf XERÓKAMPOS. Hier stehen nur ein paar wenige Häuser inmitten grüner Wiesen, davor liegt einladend ein weißer Strandbogen mit blauem Meer. Der Entschluss, hier für den Rest des Tages zu bleiben, fällt nicht schwer. Auf dem Weg hinunter verfüttern wir sowohl unsere Fleischreste an zwei arme angeleinte Hunde, als auch das alte Brot an eine Schafherde mit wolligen kleinen Lämmern. Die Sonne und den leichten Seewind nutzen wir für eine kleine Wäsche, bevor wir ins frische, aber nicht eiskalte Wasser hüpfen. Am Nachmittag ziehen ein paar harmlose Wolken auf, mit der Nacht kommen ein paar Regentropfen.

4 Gedanken zu “Wander- und Badewetter

  1. Ein sehr stimmungsvoller Bericht mit superschönen Fotos! Genau richtig für den Neujahrsmorgen, an dem sogar bei uns in Hamburg die Sonne durch die Wolken blinzelt.
    Ein gutes neues Jahr wünschen wir euch!
    Christine und Heinz

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