Wenn die Sonne im Meer versinkt

Unsere Vorräte an frischen Lebensmitteln sind leider aufgebraucht und rund um ELAFONÌSI finden wir keinen Laden. So fahren wir zurück in den belebteren Norden. Meist hoch über der felsigen Küste schlängelt sich die Straße durch eine einsame Gegend, nur ein paar Häuser liegen versteckt zwischen den Olivenhainen. In KÍSSAMOS kaufen wir im ersten Supermarkt an der Hauptstraße ein, das ist der mit dem S am Anfang. Wir bekommen gutes Brot und, wie meist in den Märkten dieser Kette, hervorragendes Fleisch. Der junge Metzger schaut zwar etwas grantig, aber er schneidet uns mit dem Messer dünne Scheiben für Rouladen von einem großen Stück Rindfleisch ab. Für einen geruhsamen Tag fahren wir nur ein Stück weiter an den weiten und jetzt einsamen Strand von FALÁSSARNA. Das Wetter und der Südwind haben sich etwas beruhigt: es ist wunderbar warm und es weht nur ein laues Lüftchen, die Blaue Flagge für sauberes Wasser hängt schlaff am Mast. Am Nachmittag kommen zwei Gleitschirmflieger, die lediglich ihren Schirm am Strand etwas lüften; am Startplatz kommt der Wind wieder einmal von der falschen Seite. Heute versinkt die Sonne wieder einmal direkt im Meer, die Nacht wird sternenklar.

Eigentlich wollten wir am Strand bleiben, doch das schöne Wetter will genutzt werden. Über grüne Hügel fahren wir ein Stück ins Landesinnere. Die LÉFKA ÓRI thronen im milchigen Licht über der Landschaft; Lentis in der Höhe zeigen starken Südwind an, der jedoch nicht bis zum Boden reicht.

Über KÍSSAMOS kommen wir auf breiter und guter Straße nach POLIRRINÍA. Peter will noch ein Stück weiter hinauf und folgt einem Pickup, aus der breiten Straße wird eine schmale und steile Betonpiste. Dann kommen uns auch noch einige Autos entgegen. Ein netter Kreter kurbelt sein Fenster herunter und bittet uns fünf Minuten zu warten: der Gottesdienst ist gerade aus und oben stehen noch ein paar Autos. Ohne Gegenverkehr kommen wir zu einem kleinen Plateau, auf der die Kirche der 99 Väter steht. Peter spaziert die letzten Meter hoch zum Hügel mit den dorischen Ruinen. Die Natur ist hier fleißig zu Werke, überall sprießt und blüht es.

Wir fahren noch ein Stück weiter ins Tal hinein, die Straße wird wieder schmaler und die überall gegenwärtigen Bewässerungsschläuche hängen in den niedrigen Kronen der Olivenbäume, quer über unseren weiteren Weg und zu niedrig für unseren Dicken. Susanne muss uns den Weg frei machen indem sie die Schläuche mit der Markisenkurbel anhebt. Noch mal geht es in einer engen Kurve hinauf und wir stehen im Hof einer kleinen Kirche. Peter rafft sich nochmals zu einer Wanderung auf. Es geht in die TSICHLIANA-SCHLUCHT, in der ein Bach munter plätschert, eine Seltenheit in KRETA. Im Talgrund stehen mächtige und knorrige Platanen, über den Felsen zähle ich sieben Geier. Sie ziehen ruhig ihre Kreise in größer Höhe und scheinen dann die Landung im Lee zu üben. Sie fahren ihre Landeklappen aus, strecken die Füße nach vorne, haben in der turbulenten Luft den ein oder anderen Klapper und brechen die Landung immer wieder ab. Ob sie Angst vor der Landung haben? Wohl kaum. In SIRIKARI versperrt mir ein kläffender Hund den Weg, da kehre ich lieber wieder um. Am Abend zieht der Duft von Rouladen durch den Dicken.

7 Gedanken zu “Wenn die Sonne im Meer versinkt

  1. Wenn die Sonne im Meer versinkt, weiß man nie wirklich, ob sie das überlebt. Aber man freut sich, wenn sie am darauffolgenden Tag doch wieder vom Himmel scheint.
    … und von den Rouladen würde ich jegtzt auch gerne kosten (mir läuft das Wasser im Munde zusammen …). Tolle Reise.
    Viel Spaß noch und viele schöne Eindrücke … ich freue mich immer auf Eure Fotos.

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