LETZTE TAGE IN LATIUM

Zwischen dem Lago di Vico und Laco di Bracciano legen wir in Sutri einen kurzen Zwischenstopp ein. Gleich unterhalb der Stadtmauer lädt ein großer, fast unbeleuchteter Parkplatz zum Stehen ein. Auf dem Weg nach Süden fuhren wir schon ein paar Mal durch diese pittoreske Stadt, die wie viele hier auf einen Tuffsteinfelsen thront, ohne anzuhalten, doch diesmal haben wir ja Zeit. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist das römische Amphitheater, das wohl um die Zeitenwende herum vollständig aus dem anstehenden Tuffstein geschlagen wurde. 9000 Personen fanden im weiten Rund Platz, aus zehn Öffnungen konnten die Kampftiere in die Arena zum makabren Spektakel geschickt werden.

Am Lago die Bracciano, einem weiteren, kreisrunden Vulkansee, finden wir gleich am Ufer am Ende einer kleinen Sackgasse einen Platz direkt am glasklaren See. Schwäne, Gänse und Möwen sind dankbare Abnehmer für unsere alten Brotreste. Überragt wird der See von dem eindrucksvollen Castello Orsini-Odescalchi, gern genutzte Kulisse in den früheren Mantel-und-Degen-Filmen. Leider ist die mächtige Burg, wie alle Museen mittlerweile, geschlossen. So muss ein Blick von außen genügen.

Wir treiben uns weiter in Latium herum und erkunden die abwechslungsreiche Landschaft. Nahe Cerveteri, einst einer der mächtigsten und reichsten etruskischen Städte mit bis zu 100 000 Einwohnern, liegt die weitläufige Nekropole Banditaccia. Diese antike Totenstadt, seit 2004 UNESCO-Weltkulturerbe, zeugt vom vergangenen Reichtum der nahen Stadt. Zahlreiche Museen weltweit schmücken sich mit den kostbaren Grabbeigaben, manche aus räuberischen Quellen erworben. Nun sind die zahlreichen Gräber natürlich leer, das Museumsgelände leider auch geschlossen. Dennoch ist es beeindruckend, in der weitläufigen Begräbnisstätte herumzuspazieren und sich vorzustellen, wie das Leben hier von 2000 Jahren stattfand.

Die kleine, munter plätschernde Fosso della Mola hat in die vulkanische Landschaft eine tiefe Schlucht gegraben, über einige Geländestufen sprudeln Wasserfälle in einladende Schwimmbecken. Im Sommer sorgt ein Bad im glasklaren Wasser bestimmt für willkommene Abkühlung. Dieses wunderschöne Naturschauspiel zeigt uns noch einmal die Vielfalt der Region Latium.

Und dann geht es mal wieder einmal schnell: Unsere Hoffnung war, im Süden des Stiefels den Winter an den vielen schönen Buchten zu verbringen. Doch leider ist Kalabrien seit langem „Sperrgebiet“, nun sind auch Apulien und die Basilikata von der römischen Regierung als „orangene“ Zone eingestuft worden, was die Bewegungsfreiheit doch stark einschränkt. Unser Notfallplan war, ins Friual zu fahren, in dem wir schon einige Male ein paar Tage im Winter verbrachten. Doch auch diese Region wird orange. Nachdem uns Freunde aus Franken einige appetitanregende Bilder von Martinsgänsen schickten, ziehen wir die kulinarischen Genüsse einem eventuellen Aufenthalt in einem italienischen Krankenhaus vor. So beschließen wir, den Urlaub abzubrechen und schweren Herzens nach Hause zu fahren.

Auf einer gut ausgebauten vierspurigen, mautfreien Straße erreichen wir die Region Venezien, einer von drei gelben Regionen, wo Restaurants und Bars zumindest am Tage noch geöffnet haben. Gespenstisch, wie leer die Straßen sind. Über das Friaul und den Plöckenpass erreichen wir Österreich und schlupfen kurz vor deren Lockdown nach Deutschland, wo wir uns natürlich umgehend in Quarantäne begeben. Nun haben wir genug Muse, um für die hoffentlich bald besseren Zeiten, Pläne zu schmieden.

12 Gedanken zu “LETZTE TAGE IN LATIUM

  1. Hallo ihr Lieben❗ Wie immer bewundern wir die phantastischen Photos!(Neid 🥺) Schon in einen normalen Winter sind in Italien alle Bürgersteige hochgeklappt, da können wir eure Entscheidung nach Hause zufahren nachvollziehen. Hier auf Zypern sind zwei Regionen mittlerweile komplett gesperrt, so das unsere geplante Rundfahrt immer noch nicht vollzogen wird.
    Bleibt gesund❣

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    • Hallo Ihr beiden. Dankeschön. Es ist einfach eine recht bescheidene Zeit, umsomehr werden wir die, hoffentlich bald, wiederbekommene Freiheit zu schätzen wissen. Lasst es Euch trotzdem gut gehen und bleibt auch gesund. Viele Grüße

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  2. Das waren zum Finale Eures Italien-Tripps noch einmal sehr schöne Bilder und ein sehr schöner Bericht. So wissen auch wir, dass Ihr wieder zuhause seid. Sind schon seltsame Zeiten. Aber es werden auch wieder andere, vielleicht sogar bessere kommen. Herzliche Grüße

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  3. Vielen Dank an Euch beide für die tollen Berichte. Eure Entscheidung können wir gut nachvollziehen. Macht Euch eine schöne Zeit in Franken. Wir grüßen Euch aus Portugal, derzeit noch relativ unbehelligt vom Lockdown. Wir kommen eh nicht zum Herumreisen, da wir gut mit Aufträgen eingedeckt sind. Macht es gut!

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    • Dankeschön, es sind ja immer wieder auch bezaubernde und interessante Landschaften und Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken gilt, nun auch mit mehr Zeit als früher. Das haben wir in Latium gesehen, durch das wir früher immer nur schnell durchgefahren sind. Euch beiden wünschen wir eine gute Zeit in Portugal, dem ersten Ziel unserer „großen“ Reisen. Und es gibt bestimmt schlimmere Orte zu Arbeiten. Lasst es Euch gut gehen und bleibt gesund.
      PS: am Sonntag bringt uns ein „Lieferservice“ Schäufele

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  4. Hallo Susanne und Peter!
    Ich hatte eure letzte Tour ja gespannt mitverfolgt. Zumindest anfangs. Erst im Elsass und dann die spontane flotte notwendige Änderung nach Italien. Mit einem Womo ist man halt herrlich flexibel. Und irgendwann in Italien habe ich euch dann vergessen. Bis mir letztens auffiel, dass keine Berichte mehr kommen. Dann hab ich mal leicht erschrocken nachgeschaut. Und, naja, nix passiert. Ihr seid heim gefahren. War sicherlich die richtige Entscheidung.
    Nun hoffen wir alle auf 2021. Wir waren dieses Jahr nur in der Nähe unterwegs und würden auch gern mal wieder Neues erleben. Alle guten Wünsche ins schöne Frankenland und bleibt gesund!! Uschi/Donnamattea

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  5. Servus Uschi,
    ja, es ist schon eine etwas verrückte Zeit. Wie bequem war es doch, die meisten europäischen Länder ohne jede Einschränkung an der Grenze und im Land besuchen zu können. Ein Privileg, dass wir manchmal als selbstverständlich angesehen haben. Nun hoffen wir, wie Du Dir ja auch wünscht, dass wir mit unseren rollenden Unterkünften wieder los kommen und Altbekanntes besuchen und Neues entdecken können. Jetzt schneit es bei uns erst einmal, der erste Schnee seit fünf Jahren für uns.
    Liebe Grüße und eine schöne Zeit zu Hause.
    Susanne und Peter

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