WIEDER EINMAL IM FRIAUL

Wie schon viele Jahre zuvor, fahren wir im Juli ins Friaul, jedoch nicht ans Meer, sondern in die Berge. Diesmal lassen wir uns bei der Anreise etwas mehr Zeit. Die erste nacht verbringen wir am Nordportal des Felberntauerntunnel. Nach einer Regenfahrt lichten sich die Wolken und lassen auf einen sonnigen nächsten Tag hoffen.

Und tatsächlich, am Morgen leuchtete der Himmel im schönsten Blau, während sich von Mittersill noch eine Wolkendecke heraufschiebt. Gute und steile 700 Höhenmeter sind es zum Amertaler See auf 2293 m. Von den Steilhängen stürzen viele kleine Wasserfälle, die sich im quirligen Amerbach sammeln.

Unser nächster Halt ist der Passt di Monte Croce Carnico, zu deutsch Plöckenpass, über den wir sonst ebenfalls nur drüber gehuscht sind. Der blaue Himmel hat uns bis hierher begleitet. Am nächsten Morgen ziehen bereits früh die ersten Wolken vom Tal herauf. Peter wandert trotzdem los, um den Cellos, oder auch Frischenkofel, mit seinen 2238 m zu besteigen. Heute sind es 900 Höhenmeter, anfangs durch sanfte Blumenwiesen, später in der Direttisima steil über groben Schotter bis zur Grünen Schneid. Hier haben die Soldaten im Ersten Weltkrieg einen Steig bis zum stark befestigten Gipfel in den Fels geschlagen. Oben angekommen, bin ich vollständig in Wolken gehüllt. Doch auch diese Stimmung hat seinen Reiz.

Die nächste Tage „verstecken“ wir uns vor der Sonne im Wald nahe der Grotte Pradis. Hier oben hat es meist nur etwas über 20 0C, nachts natürlich noch ein paar Grad weniger. Bei einem kleinen Ausflug mit dem Roller und einer kleinen Wanderung entdecke ich das malerische Castello Giacomo Ceconi inmitten der einsamen Landschaft. Der Militärweg, auf dem ich laufe, ist nach Erwin Rommel benannt, der hier im Ersten Weltkrieg an der Isonzo-Front als Kompanieführer kämpfte.

Der Monte Raut fasziniert mich, seitdem wir ins Friaul fahren, das immerhin schon seit zwanzig Jahren, doch bestiegen habe ich ihn das erste Mal vor zwei Jahren, und heute wieder. Mit seinen 2025 m thront er über der Friulanischen Ebene. Der Startpunkt ist die Forcella di Pala Barzana. Der Weg hinauf ist nur etwas über vier Kilometer lang, doch dabei sind 1200 Höhenmeter zu bezwingen und wie so oft im Friaul, mildert keine Serpentine den Anstieg. Gschregderlängs, wie wir in Franken sagen, mühe ich mich über Wiesenhänge und Schotterrinnen hinauf. Je höher ich komme, desto mehr quellen die Wolken über den Bergen in den Himmel. Die Alten in Meduno sagen, wenn der Raut in Wolken ist, regnet es. Manchmal stimmt es, manchmal aber auch nicht. Hoffentlich hält heute das Wetter. Der Monte Raut gilt als einer der schönsten Blumenberge der Gegend. Doch mir scheint, das vor zwei Jahren die Blütenpracht ergiebiger war. Liegt es an der Hitze und dem mangelenden Wasser? Etwa erschöpft am Gipfel angekommen genieße ich das Wolkentheater ringsherum. Mächtig und schroff sind die Friulanischen Dolomiten. Normalerweise ist der Abstieg wesentlich leichter, aber nicht bei der Steilheit. Jeder Tritt will wohl gesetzt sein. Kaum unten angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen, Regen und Hagel prasseln auf unseren Bruno.

Nach er anstrengenden Tour ist ein Genussspaziergang angesagt. Von Campone führt der Weg entlang dem Torrente Chiarzo, der munter im engen Tal über die Steine plätschert. Immer wieder muss ich die Seite wechseln und dabei über die runden Steine balancieren. Am Ende liegt das verlassene Dorf Polcado. Bereits 1780 wurde es in der Einsamkeit gegründet, 1914 lebten hier noch 126 Einwohner, doch 1923 wurde es dann endgültig verlassen. Auf dem Rückweg genieße ich ein ausgiebiges Bad im glasklaren und frischen Nass beim Wasserfall Pisulat.

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