Kulturtage

Wer kennt es nicht, das Trojanische Pferd. Entweder aus der Ilias des Homer oder geschockt von seinem Computer. Obwohl wir schon früh an der berühmten Stätte und UNESCO-Weltkulturerbe sind, stehen auf dem Parkplatz schon zehn Reisebusse, aus denen eine bunte Schar Asiaten aus Japan oder Süd-Korea quillt. Natürlich posieren sie vor dem Trojanischen Pferd und vollführen dabei so manche Verrenkung. Schnell knipsend wuseln sie durch das übersichtliche Gelände und sind dann auch bald wieder verschwunden, wahrscheinlich in Richtung Istanbul zu ihrem Kreuzfahrtschiff.

Eigentlich heißt die sagenumwobene Stadt ILIOS oder WILUSA, den Namen TROJA hat sie von dem umgebenden Land TROAS. Ob es überhaupt das TROJA aus der Ilias des Homer gibt und es dann auch noch hier auf dem Hügel HİSARLIK liegt, darüber streiten sich bis heute alle möglichen Gelehrten. Der Deutsche Heinrich Schliemann vermutet das TROJA Homers an dieser Stätte und ließ während der ersten Grabungsjahre erst einmal einen 40 m breiten und 17 m tiefen Graben durch den Siedlungshügel treiben. Dieser Suchgraben reichte bis auf den Felsen und zerstörte mehr, als er offenlegte. Denn mittlerweile wurden zehn Siedlungsschichten entdeckt, die auch noch in einzelne Perioden unterteilt sind. Die ersten Spuren reichen bis in das 5. Jahrtausend v. u. Z. zurück. Während die Einfälle der Goten noch gut überstanden wurden, endete die Besiedlung nach einer Reihe von verheerenden Erdbeben gegen Ende des 5 Jahrhunderts.

Aucham nächsten Tag steht wieder viel Kultur auf dem Programm. Inmittenvon Olivenhainen liegen die Reste der antiken Stadt ALEXANDRIATROAS. Die 310 v. u. Z. als Antigoneia gegründete Stadt hatte bis zu 100 000 Einwohner. Später wurde sie zu Ehren Alexanderdes Großen umbenannt. Der Eintritt ist frei und wir können uns auf dem riesigen, bestimmt 1 qkm großen Gelände umsehen, auf die Mauern steigen, in riesige Hallen klettern und in den Äckern nach Scherben suchen (die wir natürlich an Ort und Stelle lassen). Das macht viel mehr Spaß, als das berühmtere TROJA. Weit verstreut liegen die auch noch als Ruinen imposanten Gebäude. Die Thermen mit dem filigranen Rundbogen waren einst die größten Anatoliens.Überall liegen Tonscherben herum, die Archäologen haben mit den Funden zwei mannshohe Hügel aufgeschüttet. Henkel, Hälse von Tonkrügen und Teller, auf denen noch die Spuren der Finger der Töpfer zu sehen sind, liegen hier massenhaft herum. Wunderbar sind die vielen erhaltenen Details der Säulen und Friese. In dieser Zeit hatten die Herrscher noch ein Gespür für Schönheit.

Schon ein paar Kilometer weiter kommen wir in GULPINAR zu den Resten eines riesigen Apollontempels. Ein paar Säulen sind wieder aufgerichtet und die rekonstruierten Treppen geben einen Eindruck von der Größe dieses Heiligtums wieder.

Auch wenn wir oft über den vielen Müll am Wegesrand und die im Gestrüpp hängenden Plastikbeutel schimpfen, hat sich die Landschaft doch ihren Reiz erhalten. Wir übernachten an einem Picknick-Platz am Meer, fahren durch hügelige Landschaft mit unendlichen Olivenhainen und landen schließlich mit dem späten Licht des Tages im Hafen von BABAKALE. Kaum sind wir da, sitzen zehn kleine Katzen vor unserer Haustüre.

7 Gedanken zu “Kulturtage

  1. Hallo Ihr Beiden,
    ich verfolge gern euren Blog. Wer schreibt eigentlich? Du Susanne? Du hast einen schönen Schreibstil mit hohem Wiedererkennungswert, ein großes Lob! Und ein bewundernswertes Allgemein- und Geschichtswissen. Das ist leider nicht meine Stärke… Na, jeder hat halt seinen Stil. 🙂
    Ich muss noch bis Juli 2019 arbeiten. Dann wollen wir auch mal wieder auf größere Fahrt gehen. Griechenland. Und bis dahin werde ich alle eure Reisebeiträge dazu genau studieren!! 😉
    Und nun wünsche ich euch weiter tolle Erlebnisse in der Türkei.
    LG Uschi

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    • Herzlichen Dank. Du wirst sehen, die Zeit bis Juli vergeht schnell und im September in Griechenland anzukommen ist perfekt. Die Touristen sind schon weg, auch die sonstigen Wohnmobile auf der Fähre Richtung Heimat. Und wenn man vor Ort ist und die Geschichte erlebt, ist das viel interessanter als im öden Geschichtsunterricht.
      Liebe Grüße schicken
      Susanne und Peter

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    • Schade, jetzt hab ich die Bilder so sorgfältig ausgewählt. ;-)). WordPress hat ein neues Tool, heißt Gutenberg, mit dem ich nicht klar kam. Hab jetzt wieder auf die alte Software umgestellt. Jetzt hoffen wir mal, dass es im Süden schöner wird. Haben heute 100 km Ferienhaussiedlungen und Industrie hinter uns.
      Güle güle

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