Eine Meeresströmung, so wird uns erklärt, schiebt eine Heerschar kleiner weißer Quallen in unsere Bucht, das war es hier mit Baden. Zusammen mit den Sarden, obwohl sie bei diesen Temperaturen gar nicht ans Baden denken, verlassen wir dieses kleine Paradies.
Wir durchqueren die COGHINAS-EBENE, eine fruchtbare Gegend mit intensiver Landwirtschaft. Doch jetzt sind die Felder von der Sonne ausgedörrt, weite Flächen sind graubraun, buschige Olivenbäume sind grüne Farbtupfer in der herbstlichen Landschaft.
Am Weg liegt der markante ROCCIA DELL’ELEFANTE. Der allein in der Ebene stehende, meterhohe Fels aus vulkanischem Trachyt verwitterte über die Jahrtausende zu der eigentümlichen Form und ähnelt wirklich einem Elefanten. Der bizarre Fels diente den Nuraghern vor über 3000 Jahren als Kultstätte, in der sie die Ascheurnen ihrer Toten beisetzten.
Der Weiterweg ist etwas schwierig: alle Straßen nach SEDINI sind wegen Bauarbeiten gesperrt. Doch wir erinnern uns an eine Straße, die aus unerfindlichen Gründen bereits vor fünf Jahren gesperrt war. Die Sperren und Hinweisschilder einer Sackgasse stehen zwar immer noch, aber Autos kommen uns entgegen, also wagen auch wir die Strecke, und die Sperrung ist immer noch ohne Grund. In SEDINI drehen wir eine Runde durch das Dorf. Kein Mensch ist in den engen Gassen unterwegs (die Bewohner machen sich wohl für ein Leichenprozession zurecht, die wir später dem Friedhof zustreben sehen), die Häuser wirken unpersönlich, die Ortschaft kühl und abweisend. Nur ein paar blumenumrankte Eingänge lockern das Gesamtbild etwas auf. Wir sehen erste Wandbilder; eine Frau schießt auf zwei streitende Frauen. Geht es um einen Mann? In der Dorfkirche entdecken wir einen gar merkwürdigen Engel, die ja sonst immer geschlechtsneutral dargestellt werden. Hier ist DER Engel vom Künstler deutlich herausgestellt. Am Weg zu unserem Übernachtungsplatz erhebt sich LA ROCCA, ein ausgehöhlter Kalkfelsen, der als Grabstätte, Gefängnis und zuletzt als Wohnung diente.
Bei MARTIS liegen verstreut auf einen Hang viele einzelne eigenartige Steine, die wie Kanonenrohre aussehen. Es sind aber versteinerte Bäume, die nach einem Vulkanausbruch in einem See versanken und so die Zeit überdauerten.
Weit verstreut in der kargen Landschaft stehen unzählige Kirchen: im Tal, auf runden Hügeln und am Rand der wie ausgestorben wirkenden Dörfer. Wir besuchen einige, doch es gäbe noch viel mehr anzusehen. Die meisten von ihnen sind im toskanischen-pisanischen Stil erbaut, mit den typischen weißen und schwarzen Streifen aus Kalkstein und Basalt.
Der Schirokko weht immer noch unvermindert und bringt uns eine schwüle Wärme mit fast 300 C und Saharasand, der uns heftig in der Nase kitzelt. Am nächsten Morgen bringt die Sonne den Staub zum erglühen, am Abend wäscht ein Gewitterregen die Luft wieder sauber.
Lang ist´s her, aber an den Elefanten kann ich mich noch gut erinnern, allerdings ohne Bauzaun.
Liebe Grüße aus Hamburg nach Sardinien
Christine von der Anima mea
LikeGefällt 1 Person