DURCH DIE GALLURA

Wir verlassen unsere kleine Traumbucht mit dem festen Vorsatz, noch einmal wieder zu kommen. Doch heute will Peter wieder einmal wandern. Auf kleinen Straßen fahren wir hinein in die runden Hügel der GALLURA. Über dem VALLE DELLA LUNA, einer Ebene mit weit verstreuten runden Granitfelsen, als wenn ein Riese sie beim Murmelspiel vergessen hätte, zieht eine Wolkenbahn über den Himmel.

Wir umrunden AGGIUS auf einer Strada Panoramica, fahren weiter nach TEMPIO PAUSANIA und folgen der steilen kurvenreichen Straße hinauf nach VALLICCIOLA auf über 1000 m ü.d.M. Ein großer Sosta Camper (alle Versorgungseinrichtungen außer Betrieb, nachts ist der Platz jedoch gut beleuchtet) liegt am Fuße des, mit etwas über 1300 m ü.d.M., höchsten Gebirgszugs Nordsardiniens, dem MONTE LIMBARA. Peter macht sich auf den Weg, der durch einen prächtigen Wald mit Kiefern, Tannen, Pinien und Steineichen führt. Dazwischen liegen verstreut Granitfelsen wie Hinkelsteine. Überall haben Wildschweine den Boden aufgebrochen; Obelix würde es hier bestimmt gut gefallen, waren auch zeitweise die Römer hier. Ab und zu gibt der Wald den Blick frei auf den Norden Sardiniens, im Dunst ist sogar die weiße Küste von BONIFACIO zu sehen. Zurück geht es, vorbei an der mit Masten gespickten PUNTA BANDIERA und der PUNTA GJUCANTINU, auf der Rückseite des Gebirgsmassives. In sanften Wellen durchziehen die Berge die Insel, ganz anders als die hoch aufragenden schroffen Berge Korsikas. In der Luft liegt eine angenehme herbstliche Frische, gewürzt mit dem Geruch des Nadelwaldes.

Die Nacht war trotz der Höhe wieder einmal überraschend warm; am Morgen zeigt das Thermometer immer noch 100 C an. Wir schlängeln uns die vielen engen Kurven wieder hinunter nach TEMPIO PAUSANIA und besuchen den alten Bahnhof. Die Wartehalle ist denkmalgeschützt und liebevoll ausgestaltet. Neben den Fahrkarten konnte man hier auch Telegramme aufgeben. An den Wänden hängen Bilder mit typischen Dorfszenen, gemalt von Guiseppe Biasi, der als einziger nennenswerter Repräsentant zeitgenössischer sardischer Malerei gilt. Der Capo Stazione hatte natürlich seinen eigenen Eingang. Auf den Bahnsteigen stehen ein paar alte, nunmehr ausgediente Lokomotiven und ein Triebwagen; die Dampfloks sind vom Rost zerfressen. Nur in der Touristenzeit fahren am Wochenende ein paar Züge, den täglichen Transport haben die schnelleren Busse übernommen.

Dann freuen wir uns auf ein Bad im warmen Wasser. Doch die TERME DI CASTELDORIA bietet nur trübes Wasser in Knietiefe. Da verzichten wir lieber und genießen den herrlichen Tag im Schatten eines Olivenbusches. Einige Sarden lassen sich dennoch von einem Bad nicht abhalten und beschmieren sich zudem noch mit dem angeblich heilsamen Schlamm des Flusses.

Am Nachmittag macht Peter sich noch einmal auf zu einer kleinen Wanderung. Durch Hänge mit Olivenbüschen geht es hinauf zum mittelalterlichen CASTELLO DEI DORIA; einst Sitz genuesischer Landherren. Nach der Einnahme durch Spanier verfiel die Burg, einzige der neu renovierte fünfeckige Turm steht noch, eine stabile Treppe führt im Innern fast senkrecht hinauf zur Aussichtsplattform.

Wie vorgenommen kehren wir für ein paar Tage an die CALA SARREINA zurück. Wir spazieren durch die zerklüftete Felsenlandschaft, baden im glasklaren und immer noch angenehmen Wasser und lesen uns durch Romane sardischer Schriftsteller und den anschaulichen Reisebericht „Das Meer und Sardinien“ von D.H. Lawrence, der vor 100 Jahren die Insel mit Zug und Bus für zehn Tage bereiste.

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