WEITER UNTERWEGS IM KATHARERLAND

Und weiter geht es mit dem Besuch der Katharerburgen. Neben dem, dass diese Orte viel Geschichte zu erzählen haben, liegen sie auch meist auf einsamen Bergkuppen mit fantastischem Rundumblick. So konnten die Feinde auch frühzeitig erspäht werden. Das Wetter ist nun meist sonnig und am Horizont präsentieren sich die schneebedeckten Pyrenäen, allen voran der Pic du Canigou.

Oberhalb von Tuchan thront das Château d’Aguilar auf einen Felssporn. Der Führer des Albigenserkreuzzugs, Simon de Montfort, eroberte es zwar, aber zerstörte es nicht. Später wurde es als einer der „Fünf Söhne Carcassonnes“ zu einer wichtigen Festung gegen die Krone Aragon und später Spanien.

Nur ein paar Kilometer weiter, im Tal der Verdopple, verfällt das Château de Padern zusehends. Auch der Ort wirkt verlassen, selbst der alte Peugeot rostet vor sich hin.

Eine der imposantesten Burgen ist das Château de Quéribus, auch weil es exponiert auf einem senkrecht abfallenden Felsenkamm liegt. Unzählige Treppen führen durch die drei Festungsringe hinauf zum Bergfried. Sinnigerweise zerstörten die Eroberer auch diese Burg nicht und reihten es ebenfalls in die Verteidigungslinie der „Fünf Söhne“ ein.

Schon auf der Herfahrt übernachteten wir am Col de Linas, am Fuße des Pic de Bugerach. Damals hielt mich strömender Regen von einer Besteigung ab. Heute ist der Gipfel, der höchste des Corbièrs, wie die Gegend heißt, zwar frei, doch die grauen Wolken ziehen schnell über den Himmel. Der Aufstieg ist steil, trotz der Kälte schweißtreibend, aber immer noch meist windgeschützt. Oben, auf 1230 Meter pfeift mir der Orkan eiskalt um die Ohren. Was bin ich dankbar für eine Mütze und Handschuhe. Doch selbst bei diesem Wetter ist die Rundumsicht fantastisch. Ein Schwarm Geier kreist gelassen, ohne einen Flügelschlag, im Sturm.

Das Wetter ist wieder freundlicher, Sonne und Wärme verwöhnen uns. Lagrasse ist ein verschlafenes Provinzstädtchen mit Charme. Das Flüsschen Orbieu fließt unterhalb der Stadtmauer vorbei und würde bei wärmeren Temperaturen zu einem Bad einladen. Gegenüber liegt die altehrwürdige Abbaye Sainte–Marie d’Orbieu, eines der ältesten Klöster des Languedoc.

Über der Aude liegt malerisch die Cité des alten Carcassonne. Die Festung, schon von den Römern genutzt, ist seit dem Mittelalter von einer doppelten Mauer mit 52 Türmen umgeben. Während der Albigenserkriege ergaben sich die Katharer bereits nach zwölftägiger Belagerung. Einige Bewohner durften die Stadt verlassen, allerdings nur mit einem Hemd begleitet. Allerdings starben auch 400 im Scheiterhaufen oder am Galgen. Die eindrucksvolle Kulisse inspirierte Walt Disney für seine Zeichentrickfilme Schneewittchen und Dornröschen, Lois de Funès, Désirée Nosbusch und Kevin Costner standen hier vor der Kamera. Natürlich zählt Europas besterhaltene Burganlage, im 19. Jahrhundert nicht ganz stilecht restaurierte, zum UNESCO–Weltkulturerbe.

Ein Gedanke zu “WEITER UNTERWEGS IM KATHARERLAND

  1. Mütze und Handschuhe gehört bei uns zur Grundausstattung, dass auch ihr sie braucht, hätte ich niemals für möglich gehalten. Wunderschöne Bilder.

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