In SARDINIEN trifft man alle paar Kilometer auf die Bauten der Nuraghen, einem kämpferischen Hirtenvolk, das vor etwa 4000 Jahren die Insel beherrschte. Ob dieses Volk irgendwoher kam oder die Sarden ihre Lebensweise änderten, ist ungewiss. Übrig geblieben vom Schaffen der Menschen sind die nach ihnen benannten Nuraghen, kegelförmige Festungstürme. 7000 davon fand man, so dass der Abstand von einem zum anderen Turm max. ein Kilometer betrug. Zur Verteidigung vor Feinden nutzen diese also nicht. Wahrscheinlich mussten sich die Nuragher voreinander schützen. War das der Beginn der lange anhaltenden Blutrache und Familienkriege? Der erste „Felshaufen“ auf den wir stoßen ist die Nuraghe LU BRANDALI.
Peter packt Vesper und Ichnusa, eine sardische Hopfenkaltschale, ein, es wird eine längere Wanderung rund um die Halbinsel CAPO TESTA. Hier haben Wind, Regen und Meer eine bizarre Felsenlandschaft aus Granit geschaffen. Mir kommt es vor, als hätte ein Riese mit den kolossalen Steinblöcken geschussert und Tetris gespielt. Lose Felsen liegen aufeinander, andere sind ineinander verkeilt, einzelne Säulen ragen in die Höhe, da ist ein Adlerkopf, dort ein Gesicht, der Finger Gottes, allerdings ohne Adam. Andere Steine, manche so groß wie ein Einfamilienhaus, sind von innen her verwittert und bilden große Höhlen. Die belagerten in den 70er Jahren Hippies, später folgten Scharen von Rucksacktouristen und feierten allmonatlich das Vollmondfest. Lagerfeuer brannten, Joints kreisten und die Müllberge wuchsen. Dann kamen 1984 die Carabinieri und räumten das VALLE DE LUNA, wie der weite, talartige Wiesenplatz mittlerweile hieß. Das Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet erklärt, das Zelten verboten. Heute treffe ich wieder ein paar jüngere Menschen, die in dieser faszinierenden Landschaft zumindest für ein paar Tage leben. Leider findet man hier und da die Reste ihrer Hinterlassenschaften. Es wird nicht mehr lange dauern bis zur nächsten Razzia.
Der Weg führt durch das Felsengewirr bergauf und bergab, manchmal kratz die Macchia an den Beinen. Dann heißt es, über meterhohen, rauhen Blockschutt zu klettern, ab und zu geht die Orientierung kurz verloren. Zwischen den runden Granitbergen liegen kleine Buchten mit glasklarem blauen Wasser. Der nun wieder auffrischende Maestrale schiebt hohe Wellen heran, die laut gischtend an die felsige Küste klatschen. In einer schmalen Bucht wage ich dennoch ein kurzes Bad. Vorbei am alten, nun ausgedienten, und dem neuen Leuchtturm steige ich auf einen Aussichtsberg mit fantastischer Rundumsicht; KORSIKA und BONIFACIO sind jenseits der Meerenge gut zu sehen. Im Windschatten eines kugelrunden Felsens mit Aussichtsplattform schmecken die Mortadellasemmeln zum sardischen Bier.
Auf dem Rückweg liegt noch ein alter römischer Steinbruch. Die Löcher für die Holzkeile, um die Steine abzusprengen, sind gut zu sehen. Auch liegen einige Quader herum, die noch nicht abgeholt wurden. Der hiesige Granit war ein wichtiges Exportgut Sardiniens und findet sich in so manchem römischen Gebäude wieder.
Dann ist es Zeit zum Baden. Die Luft hat noch 250 C, das Wasser gefühlte 200 C. Zuerst besuchen wir die RENA MAIORE, die von vielen Surfern und Kitern, meist aus Deutschland, belagert ist. Im auffrischenden Maestrale flitzen sie über die weißen Wellenkämme. Der Wetterbericht kündigte schwere Gewitter an, es bleibt aber bei ein paar Regentropfen und hoch aufschießenden Wolken.
Gemütlicher ist es in der CALA SARRAINA, die von roten Felsen eingerahmt ist. Wind und Meer haben sich beruhigt, die Wellen plätschern sanft auf den grobkörnigen Strand. Der Himmel ist wolkenlos strahlend blau, erst am Abend lässt die untergehende Sonne ein paar Cirren in den schönsten Farben glühen, darunter kräuselt sich das lilafarbene Meer im lauen Abendwind.
So beeindruckend!! Ich bin ganz ehrfürchtig.
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Sardinien hat seinen ganz eigenen Charme
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So schöne Bilder. Wir würden gerne gleich wieder los. Habt viel Spaß und genießt Land und Leute. Viele Grüße von Karin und Klaus
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