VON FRANKEN FAST NACH FRANKREICH

Nach einem halben Jahr zu Hause nimmt das Fernweh und Reisefieber wieder mächtig zu; dagegen gibt es nur ein Gegenmittel: wieder in die Ferne schweifen und reisen. Eigentlich wollten wir auf der östlichen Balkanroute, über Ungarn, Rumänien und Bulgarien, auf die Peloponnes. Doch Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung: Ungarn hat die Grenzen geschlossen, Rumänien und Bulgarien sind Risikogebiete und Griechenland verlangt einen aktuellen Test. Dann haben wir uns spontan für Frankreich und unsere ganz persönliche Tour de France entschieden. Susanne meint, es kann ja hier gar nichts schief gehen, gibt es doch überall wunderbares Baguettes.

Der Fox wird abgemeldet und die restlichen Lebensmittel im Kühlschrank verstaut. Am frühen Vormittag starten wir unsere sechste Überwinterungstour. Und schon ein paar Kilometer weiter schlagen wir inmitten des Nördlinger Ries‘ unser erstes Quartier auf, nur nichts übereilen.

Erst 1960 wiesen amerikanische Geologen nach, dass der Krater nicht durch einen Vulkanausbruch, sondern durch ein Meteoriteneinschlag vor etwa 14 Mio. Jahren entstand. Als Beweis diente das Gestein Suevit, auch Schwabenstein genannt, das die Schmelze einiger Mineralien enthält, die durch extremen hohen Druck und Temperaturen entsteht. Eine Apollo-Besatzung mit Alan Shepard, dem ersten Amerikaner im All und dem fünften Menschen auf dem Mond, inspizierte den Krater. Als Dankeschön erhielt Nördlingen einen Stein vom Mond.

Landschaftlich wenig spektakulär, doch von großer historischer Bedeutung sind die beiden Ofnethöhlen. Erstmals vor 40 000 Jahren gbewohnt, wurden hier vor fast 10 000 Jahren 33 Menschenschädel rituell bestattet, eingebettet in 215 Hirschzähnen und 4250 Gehäusen von Schmuckschnecken. Über die Todesursache, Opfer oder Krieg, spekulieren die Forscher weiterhin.

Weiter geht es mit bedeutenden archäologischen Funden. Am nächsten Tag erreichen wir Hochdorf an der Enz. Durch einen Zufall entdeckte eine heimische Archäologin das völlig intakte Grab eines keltischen Fürsten, der hier im 6. Jahrhundert v.u.Z. bestattet wurde. Die wertvollen Grabbeigaben waren eine Sensation. In jahrelanger Arbeit gelang es, die vielen Gegenstände zu restaurieren. Uns gefällt vor allem das ausladende Sofa, auf dem der Tote gebettet wurde. Das beigegebene Geschirr und die Trinkgefäße aus den Hörnern des Auerochsen ermöglichen dem ehemaligen Herrscher ausgedehnte Feiern mit seinen Gästen im Jenseits.

Bereits am dritten Tag erreichen wir die Ufer von Väterchen Rhein, unweit von Neuburg am Rhein, nur einen Kilometer von der Grenze zu Frankreich entfernt. Nach den für uns ungewohnt vielen Kilometern legen wir erst einmal einen Ruhetag ein und genießen die Beschaulichkeit des mächtigen Stroms. Von hier aus genügen dem Rhein 100 Höhenmeter bis zu seiner Mündung in den Niederlanden.

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