Olympia

Olympia, neben Delphi die Städte, die so etwas wie eine griechische Identifikation schuf. Zur Zeit der antiken olympischen Spiele gab es ja keinen griechischen Staat, sondern viele Städte, die auf ihre Eigenständigkeit pochten und sich politisch nie einig waren. Man denke nur an die Athener in den Steinbrüchen von Syrakus oder die erbitterten Kämpfe zwischen Athen und Sparta. So kam man alle vier Jahre aus allen Städten im Kernland und den Siedlungen wie in Sizilien, Süditalien oder auch Kleinasien zusammen, um gemeinsam die Götter zu ehren und sich gegen gemeinsame Feinde, die Barbaren, zu einen, manchmal zumindest. Die Besucher und Staatsmänner feierten sich und die Sportler. Diese kamen ausschließlich um zu gewinnen und später als Olympiassieger möglichst viel Geld zu verdienen. Erst die neuen Spiele haben „dabei sein ist alles“ und den Amateur erfunden. Ebenso ein Mythos, ist der „olympische Frieden“, alleine den Gästen und Sportlern wurde sicheres Geleit zu der heiligen Städte zugesichert.

Teilnehmen durften nur Griechen, ausgeschlossen waren die Barbaren, die Fremden. Die Mazedonier konnten erst nach ihrem Sieg von Chaironeia im Jahre 338 v. Chr. teilnehmen. Prompt ließ deren König Philipp II. als neuer Herrscher das Philippeion errichten, als einziges Gebäude und als Ausdruck seiner neu gewonnen Macht ist es ein Rundbau. Als die Römer kamen, bedurfte es gewagter mythologischer Konstrukte, um diese als Griechen einzugemeinden, damit sie an den begeehrten Spielen teilnehmen konnten. Auch Nero nahm an den 211. Olympischen Spielen teil. Er ließ sie um zwei Jahre vorverlegen und eine eigene Villa bauen, die Unterkünfte der Schiedsrichter mussten dabei weichen. Natürlich gewann er. Wahrscheinlich ließen sie ihn absichtlich gewinnen, denn in Korinth ließ er seine Konkurrenten und Schiedsrichter kurzerhand köpfen, als er bei einem Wettbewerb im SIngen nicht den Siegeskranz bekam.

Vor den Spielen sprachen die Sportler und Schiedsrichter den heiligen Eid. Diejenigen, die sich nicht an die Regeln hielten, mussten eine Statue spendieren, an deren Sockel ihr Name eingraviert wurde. Heute könnte man wohl einige Prachtstraßen damit ausstatten. Wobei die Athleten alle Mittel und Methoden nutzten, um zu siegen. Fairplay war damals noch unbekannt.

Die ersten Spiele fanden 776 v. Chr. statt (vielleicht auch schon viel früher), erst der byzantische Kaiser Theodosius verbot die heidnischen Spiele in 393 n. Chr. So wurde die Tradition über unglaubliche 1169 Jahre gewahrt. Danach wurden einige Gebäude abgerissen, den Rest der monumentalen Tempel legte ein gewaltiges Erdbeben im 6. Jh. n. Chr. in Trümmer. Die Flüsse Kladeos und Alpheios bedeckten die Ruinen mit ihrem Schlamm, bevor die Deutschen ab 1875 die Olympische Stätte wieder ausgruben.

Wie bei den meisten Besichtigungen sind wir wieder früh unterwegs, ein Bus Japaner kommt mit uns an. Doch die wenigen Besucher verlaufen sich an dem so geschichtsträchtigen Ort, der selbst in diesem Zustand nach 3 000 Jahren noch viel Würde ausstrahlt. Man stelle sich die tausenden Zuschauer vor (ungenügend ersetzt durch die Touristen im Sommer, heute waren es mehr Aufseher als Besucher), die durch den heiligen Bezirk schlendern und die Sportler anfeuern.

Die Ausstellungsstücke im Museum geben ein wenig die Vorstellung von der einstigen Pracht der heiligen Stätte wider. Schade, dass sich die Menschheit heute nicht so eine integrierende Stätte erlaubt und gönnt. Aber welcher Ort könnte in unserer Zeit soviel Symbolik für die gemeinsamen Werte, z. B. für die Menschenrechtscharte der UN, ausstrahlen wie ehemals Olympia für die griechische Welt?

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